Merkel-Nachfolger: Merz und Lindner sind beliebt bei den Entscheidern
Sonntag 28.Juli.2019 - 04:35
Berlin (Wirt.Woche) - Der Start als CDU-Chefin war holprig, das Kanzleramt geriet in immer weitere Ferne. Deshalb spielt Annegret Kramp-Karrenbauer nun volles Risiko: Mit dem Verteidigungsministerium hat sie sich das undankbarste Ressort aufgebürdet, das in Berlin zu vergeben ist. Die meisten ihrer Vorgänger sind beschädigter aus dem Amt geschieden, als sie reingekommen sind.
Zumal zwei andere Politiker unter den Entscheidern deutlich beliebter sind: Friedrich Merz und Christian Lindner. Merz ist der Favorit, wenn es um die Kanzlerkandidatur der Union geht (42 Prozent). Und FDP-Chef Lindner, dessen Partei bislang nicht von der Schwäche der Koalition profitieren kann, verfügt noch immer über eine große Anhängerschaft: 38 Prozent würden ihn bei einer Direktwahl des Kanzlers wählen. Da kann der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck (29 Prozent) nicht mithalten – und SPD-Finanzminister Olaf Scholz schon gar nicht (14 Prozent).
Allerdings dürfte der Schachzug auch Kramp-Karrenbauers letzte Chance sein. Wie wenig Rückhalt sie gerade auch unter Führungskräften hat, zeigt das neue WiWo EntscheiderPanel. Nur acht Prozent der Unternehmer sowie leitenden Angestellten und Beamten finden, dass Kramp-Karrenbauer auch Kanzlerkandidatin der Union sein sollte. Und gerade einmal 19 Prozent der vom Meinungsforschungsinstitut Civey zwischen dem 28. Juni und 23. Juli 2019 repräsentativ Befragten würden sie im Falle einer Direktwahl des Regierungschefs wählen. Für eine CDU-Vorsitzende sind das besorgniserregende Werte.
Auch für die Führungskräfte wird der Klimawandel zum immer drängenderen Problem. Mit 17 Prozent sind mehr als doppelt so viele Befragte wie noch im Januar der Meinung, um dieses Thema sollte sich die Politik am meisten kümmern. Allerdings sind die Entscheider im Hinblick auf die diskutierten Lösungen skeptisch: Die Einführung einer CO2-Steuer lehnen 53 Prozent ab, die Ausweitung des EU-Emissionshandels auf weitere Sektoren immerhin noch 43 Prozent. Auffällig ist jedoch, dass es bei den Fragen noch einen vergleichsweise hohen Anteil Unentschlossener gibt.
Anders sieht es in der Steuerpolitik aus. Hier zeigen sich die Entscheider überwiegend großzügig: 76 Prozent befürworten den Plan der Koalition, den Solidaritätszuschlag für 90 Prozent der Steuerzahler abzuschaffen. Dass die meisten von ihnen selbst die Abgabe wohl weiter zahlen müssen, scheint sie nicht zu stören.