Rechtsextremismus: Seehofer sieht Freiheit und Demokratie bedroht
Berlin
(Spiegel) - Wer sich als Politiker und Prominenter
gegen Rechtsextremismus engagiert, muss zunehmend damit rechnen, von
"politischen Gegnern" ausgeforscht und im Internet angeprangert zu
werden. Zu dieser Einschätzung kommt das Innenministerium von Horst
Seehofer (CSU).
Hintergrund
der Debatte sind von Rechtsextremen angelegte Listen ihrer vermeintlichen
politischen Gegner. Seehofer erklärte: "Listen, die Angst und Verunsicherung
schüren sollen, bedrohen die Freiheit und damit unsere Demokratie." Alle
Sicherheitsbehörden seien wachsam und arbeiteten Hand in Hand. Bei konkreter
Gefährdung würden Betroffene informiert. "Von solch perfiden
Einschüchterungsversuchen dürfen wir nicht zurückweichen", sagte er.
Die
Linkspartei hatte gefordert, alle Menschen zu informieren, deren Namen auf
einer Liste der sogenannten "Prepper"-Gruppe "Nordkreuz"
gefunden wurden. Bislang wissen nur einige davon Bescheid. Auch der getötete
Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke war auf verschiedenen
Listen dieser Art zu finden.
"Prepper"
sind Menschen, die sich auf angeblich drohende Katastrophen vorbereiten und
sich dafür teilweise Waffen beschaffen.
"Gefährdung
auszuschließen"
Bei einer
Anti-Terror-Razzia in Mecklenburg-Vorpommern war 2017 eine Liste mit etwa
25.000 Namen gefunden worden. Laut Sicherheitsbehörden wurden 29 Menschen
als Zeugen befragt, die auf der Liste stehen. Die Bundesanwaltschaft hat die
Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren
staatsgefährdenden Gewalttat aufgenommen.
Eine
Gefährdung der von "Nordkreuz" aufgezählten Menschen ist nach
Einschätzung des Bundeskriminalamtes aber "aktuell auszuschließen".
Die Behörde habe ihre Einschätzungen an die Polizei in den Ländern übermittelt.
Diese solle selbst entscheiden, ob sie die Betroffenen informiere und im
Einzelfall womöglich auch Schutzmaßnahmen treffe.