Präsident Essebsi mit 92 Jahren gestorben
Tunes (Spiegel) - Der tunesische Präsident Beji Caid Essebsi ist tot. Er starb im Alter von 92 Jahren. Das teilte das Präsidialamt auf Facebook mit.
Zuvor war Essebsi nach Angaben seines Sohns Hafedh Caid Essebsi in die Intensivstation des Militärkrankenhauses in der Hauptstadt Tunis eingeliefert worden.
Essebsi war bereits Ende Juni mehrere Tage im Krankenhaus behandelt worden. Im April hatte er seinen Verzicht auf eine Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl im November erklärt.
Essebsi wurde 2014 bei der ersten demokratischen Wahl Tunesiens zum Staatsoberhaupt gewählt. Nach dem Arabischen Frühling und dem Sturz des langjährigen Machthabers Zine El Abidine Ben Ali 2011 hatte Essebsi die Partei Nidaa Tounès gegründet, an deren Spitze nun sein Sohn Hafedh steht.
Er hatte sich bereits 1942 dem Kampf um die Unabhängigkeit Tunesiens von den Franzosen angeschlossen und wurde ein enger Vertrauter des ersten tunesischen Präsidenten Habib Bourguiba. In dieser Zeit war Caid Essebsi unter anderem auch Innen- und Außenminister. Als Bourguiba Ende der Achtzigerjahre aus dem Amt geputscht wurde, zog sich Caid Essebsi aus der Politik zurück und arbeitete wieder als Anwalt.
Einsatz für gleiche Rechte
Nach dem Sturz des langjährigen Diktators Ben Ali im Januar 2011 wurde er zunächst zum vorläufigen Ministerpräsidenten ernannt. Bei den Parlamentswahlen 2014 punktete seine zuvor neu gegründete säkulare Partei Nidaa Tounes (dt. Tunesiens Appell) und Essebsi wurde anschließend in freier Wahl zum Präsidenten Tunesiens gewählt.
In seiner Amtszeit versuchte Essebsi vor allen Dingen, die unterschiedlichen politischen Akteure an einen Tisch zu bringen und die teils tiefen Gräben zwischen Liberalen, Konservativen, Islamisten und Gewerkschaften zu überbrücken. Zuletzt hatte er sich verstärkt für die gleichen Rechte von Frauen und Männern in dem muslimischen Land eingesetzt (mehr dazu lesen Sie hier). Zuletzt führten Streitigkeiten in seiner Partei allerdings zur Spaltung der Regierungspartei und zum Bruch mit Regierungschef Youssef Chahed.