Mehrheit der Deutschen sieht Zitteranfälle von Merkel als Privatsache
Berlin (Merkur) - Eine Mehrheit der Deutschen findet, dass Kanzlerin Angela Merkel über ihre jüngsten Zitteranfälle keine öffentliche Auskunft zu geben braucht. Dies geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Augsburger Allgemeinen hervor. 59 Prozent der Befragten sprachen sich demnach dagegen aus, dass die CDU-Politikerin eine detaillierte öffentliche Auskunft über ihren Gesundheitszustand geben sollte und erklärten, dies sei Privatsache der Kanzlerin. Nur 34 Prozent der Befragten plädierten für eine öffentliche Auskunft. Sieben Prozent zeigten sich unentschieden.
Zwei Tage ist Angela Merkels dritter öffentlicher Zitteranfall nun her. Was ist los mit der Bundeskanzlerin? Psychologen nennen nun mögliche Gründe.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sieht nach den Zitteranfällen von Kanzlerin Angela Merkel leichte Anzeichen körperlicher Überlastung. Im ZDF-„Heute Journal“ warnte der frühere Diagnose-Mediziner am Donnerstagabend aber vor einer öffentlichen Diskussion über ihren Gesundheitszustand. Er wies auf die enormen körperlichen Belastungen des Amtes hin und sagte: „Wenn ein solcher Job über viele Jahre ausgeübt wird, dann gehört dazu eine sehr, sehr gesunde Grundnatur.
Und solche leichten Anzeichen von körperlicher Überlastung sollte man eher mit Nachsicht und vielleicht auch mit ein bisschen mehr Pausenzeiten beantworten und nicht mit einer öffentlichen Diskussion, was denn nun wirklich die Ursache wohl sein sollte.“
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) hält es auch nicht für nötig, dass sich Merkel näher dazu einlässt. „Auch Personen des öffentlichen Lebens haben Anspruch auf Privatsphäre“, sagte er der Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Die Kanzlerin hat sich bereits zu ihrem Gesundheitszustand geäußert.
Mehr können und sollten wir von ihr nicht verlangen. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass sie nicht selbst einschätzen kann, ob sie leistungsfähig ist.“ Er fügte hinzu: „Ich warne davor, eine Fitness-Diskussion über Politiker zum Ersatz für Politik zu machen.“
Psychologe gibt mögliche Erklärung für Angela Merkels Zitteranfälle
Doch gibt es diese psychologische Erklärung wirklich? In der Bildzeitung(Bezahlschranke) äußerte sich der Psychologe Professor Willi Butollo von der Ludwig-Maximilians-Universität München und bestätigte, dass es so ein psychosomatisches Phänomen tatsächlich gibt: „Es ist kein Trauma, sondern eine Art Sensibilisierung. Ein Beispiel: Sie hatten eine schwere Grippe. Ihr Immunsystem ist nicht ganz fit und an der Bushaltestelle erleiden Sie einen Schwächeanfall, kippen um. Tage später, Sie sind genesen, stehen wieder an dieser Haltestelle und denken an das erste Mal. Und plötzlich werden Sie wieder ganz schwach. Einfach, weil Sie unter Spannung stehen und erwarten, dass es wieder passiert.“ Die Befürchtung, dass es erneut passieren könnte, kann den Betroffenen demnach destabilisieren.
Psychologe äußert sich zur Dauer von Merkels Zitteranfällen
Butollo erklärt, dass es nach zwei oder drei Vorfällen eigentlich wieder weggehen sollte, aber: „Je stärker sich der Betroffene dagegen sperrt, desto länger kann es dauern. Oder anders gesagt: Solange man versucht es zu vermeiden, kann es bestehen bleiben“, so Butollo gegenüber der Bild.
Beim Treffen mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen saß Merkel diesmal auf einem Stuhl. Der dritte Zitteranfall innerhalb weniger Wochenhatte Bundeskanzlerin Angela Merkel offenbar zum Handeln gezwungen. Angela Merkel selbst betonte, dass es ihr gut gehe: „Man muss sich keine Sorgen machen.“