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Schulz macht bei Illner Witze über Merkel – und schießt gegen von der Leyen

Freitag 05.Juli.2019 - 08:58
Die Referenz
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Berlin (Berliner Morgenpost) -  Es dauert nicht lange, bis es Martin Schulz zu bunt wird. Der SPD-Politiker ist ein leidenschaftlicher Europäer. Und er kann sehr allergisch reagieren, wenn das EU-Parlament oder dessen Abgeordnete ungerecht behandelt werden. So passiert am Donnerstagabend bei Maybrit Illner – zumindest aus der Sicht von Schulz. Bei den Nutzern kam sein Auftritt in der Talkshow ziemlich gut an. Viele stimmen dem früheren Präsidenten des EU-Parlaments bei seiner Einschätzung zu.

Die französische Journalistin Elisabeth Cadot hatte gerade begründet, warum der CSU-Politiker und EVP-Spitzenkandidat Manfred Weber aus Sicht von Präsident Emmanuel Macron ungeeignet sei für den Posten des EU-Kommissionspräsidenten: Der Bayer Weber sei zu unbekannt, es fehle ihm an Vernetzung. Was da mitschwang: Weber ist zu provinziell.

Martin Schulz bei Maybrit Illner: „Das ist arrogant“

Ein Affront für Martin Schulz. „Das ist arrogant“, polterte der SPD-Politiker. Weber führe seit Jahren eine Fraktion – „und das sehr erfolgreich“. Er binde Leute ein, spreche mit Partei- und Regierungschefs, kenne sich aus auf der großen Bühne. Schulz, der von 2012 bis 2017 an der Spitze des Europäischen Parlaments stand, war die Verärgerung anzumerken – nicht nur in dieser Szene.

„Scherbenhaufen Europa – Krise von Brüssel bis Berlin?“ hieß das Thema bei Maybrit Illner, nachdem feststeht, dass Ursula von der Leyen (CDU) zur EU-Kommissionspräsidentin gewählt werden soll. In der Großen Koalition sorgt die Entscheidung für neue Unruhe: Von der Leyen gilt als angeschlagene Ministerin – und die Sozialdemokraten hätten gerne ihren Spitzenkandidaten Frans Timmermans als Nachfolger von Jean-Claude Juncker gesehen.

Martin Schulz nimmt Angela Merkel in Schutz

Doch auf scharfe Attacken in Richtung der Kanzlerin verzichtete Schulz. Im Gegenteil: Der ehemalige SPD-Chef nahm Angela Merkel in Schutz. „Sie hat sich korrekt verhalten“, sagte Schulz. Der Europäische Rat habe sich – mit Ausnahme Deutschlands – für Ursula von der Leyen ausgesprochen. Das Problem sei ein anderes: Das Parlament habe sich nicht auf einen Kandidaten einigen können. Es hat versagt. Eine Erkenntnis, die von Illners Runde mehrheitlich geteilt wurde.

Grünen-Chefin Annalena Baerbock diagnostizierte einen „Schaden an der europäischen Demokratie“, der „Welt“-Journalist Dirk Schümer meinte zwar, dass die Kanzlerin machtpolitisch einen Sieg errungen habe, der Schaden aber trotzdem da sei. Einzig CDU-General Paul Ziemiak präsentierte sich gut gelaunt: 27 von 28 EU-Staaten hätten grünes Licht für von der Leyen gegeben, der Rat habe nicht gegen die europäischen Verträge gehandelt – was formal stimmt.

Allerdings stand die Wahl zum EU-Parlament in diesem Jahr unter anderen Vorzeichen: Sozialdemokraten, Konservative und Liberale waren mit eigenen Spitzenkandidaten in die Wahl gezogen – die allesamt keine Rolle mehr spielen. Aus Sicht von SPD-Mann Schulz hätten sich Manfred Weber und Frans Timmermans nach der Wahl zusammensetzen und sagen müssen: Einer von uns wird es. So habe sich das Parlament aber selbst blockiert.

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