Herausgegeben vom CEMO Centre - Paris
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Deutsche Urlauber sterben bei Busunglück auf Madeira - Kanzlerin Merkel bestürzt

Donnerstag 18.April.2019 - 03:14
Die Referenz
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Berlin (Welt) - Der Osterurlaub unter südlicher Sonne endete für mindestens 29 Menschen auf Madeira tödlich. Bei den Todesopfern soll es sich um 18 Frauen und elf Männer handeln. Der portugiesische Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa sagte am Mittwochabend, dass alle Todesopfer aus Deutschland seien. Auf einer Pressekonferenz erklärte der Leiter der städtischen Klinik in Funchal am Donnerstagvormittag, dass auch die Mehrheit der 28 eingelieferten Verletzten Deutsche seien.

 

Nach Angaben der Klinik werden die Opfer zurzeit identifiziert. Die Gerichtsmedizin werde den Prozess bis Samstag abgeschlossen haben. Deshalb könnten momentan noch keine Informationen an die Angehörigen herausgegeben werden.

 

Ein Bus, mit dem die Urlauber auf der portugiesischen Ferieninsel unterwegs waren, war am frühen Mittwochabend eine Böschung hinunter auf ein Haus gestürzt. Der Fahrer hatte offenbar in einer Kurve die Kontrolle über den Bus verloren, der daraufhin einen Abhang hinunter in ein Wohnviertel stürzte.

 

Auf Bildern war zu sehen, wie der weiße Reisebus völlig zerstört auf der Seite und teilweise auf einem roten Ziegeldach lag. Insgesamt sollen 55 Passagiere, der Busfahrer und ein Reisebegleiter an Bord gewesen sein. Medienberichten zufolge waren die Urlauber im Alter zwischen 40 und 50 Jahren auf dem Weg von ihrem Hotel in ein Restaurant in der Provinzhauptstadt Funchal.

 

Die Unglücksursache ist noch unklar. Vermutlich war ein mechanisches Problem die Ursache – entweder ein Bremsausfall oder ein eingeklemmtes Gaspedal. Der Vizepräsident der Regionalregierung, Pedro Calado, sagte, Mutmaßungen zu der Unglücksursache seien „verfrüht.“

 

Der Inhaber des Unglücksfahrzeugs will bei der Aufklärung helfen. „Es ist unser Wille und unser Bestreben, dass alle Fakten, Gründe und Verantwortlichkeiten des Unfalls ermittelt werden“, zitierte die portugiesische Nachrichtenagentur Lusa am Donnerstag aus einer Mitteilung des Verkehrsunternehmens SAM. „Wir werden uneingeschränkt mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten.“

 

Außenministerium richtet Hotline ein

 

Das Unglück ereignete sich dem örtlichen Zivilschutz zufolge gegen 18.30 Uhr in der östlich von Funchal gelegenen Gemeinde Canico. Zwei Dutzend Rettungswagen waren im Einsatz, die Polizei riegelte den Unglücksort weiträumig ab. „Mein Gott, ich bin sprachlos“, sagt der Bürgermeister der Gemeinde CanicoFilipe Sousa.

 

„Mit großer Erschütterung haben wir von dem tragischen Busunglück auf Madeira erfahren. Wir müssen leider davon ausgehen, dass Opfer aus Deutschland sind“, twitterte das Auswärtige Amt am späten Abend. „Unser Mitgefühl gilt ihren Familien und Freunden.“ Das Außenministerium richtete eine Hotline ein, unter der sich Angehörige informieren können (030-50003000).

 

Ein Vertreter der portugiesischen Regierung kondolierte dem deutschen Botschafter in Portugal. Der Vertreter Portugals für die Autonome Region Madeira, IreneuCabral Barreto, bedauere „den schweren Verkehrsunfall zutiefst“ und spreche den Angehörigen der Opfer „aufrichtiges Beileid“ aus, zitierte ihn die Zeitung „Observador“. Portugals Ministerpräsident AntónioCosta kondolierte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Er sei bestürzt und übermittle der Kanzlerin „in dieser schweren Stunde“ sein Bedauern, twitterte Costa.

 

Die reagierte entsetzt auf das Busunglück. „Mit Trauer und Bestürzung denke ich an unsere Landsleute und alle anderen Menschen, die von dem fürchterlichen Busunglück auf Madeira betroffen sind“, erklärte Merkel. „Meine aufrichtige Anteilnahme gilt vor allem all den Familien, die in diesem Unglück ihre Liebsten verloren haben.“ Sie hoffe mit den Verletzten und ihren Angehörigen, die um sie bangten, dass sie die körperlichen wie seelischen Folgen überwinden könnten.

 

Eine konkrete Zahl von Opfern nannte die Kanzlerin nicht. „Ich danke allen auf Madeira, den Rettern, Sanitätern und Ärzten, die unter schwierigen Umständen an der Unglücksstelle im Einsatz waren“, schrieb Merkel weiter. Das Auswärtige Amt und seine Mitarbeiter in Portugal seien in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden bemüht, „den Angehörigen soweit als möglich in diesen schmerzhaften Stunden und Tagen zur Seite zu stehen“.

 

„Dies ist der Moment des Schmerzes“

 

Die Regionalregierung hat eine dreitägige Trauerzeit für die portugiesische Insel angeordnet. Diese gelte von Donnerstag bis Samstag, hieß es in einer Erklärung des Regierungsrats der Autonomen Region Madeira. Demnach werden die Flaggen an allen öffentlichen Gebäuden auf Madeira während der drei Tage auf halbmast gesetzt.

 

Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa wollte zunächst noch am Abend nach Madeira reisen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Jedoch würden die Militärflugzeuge möglicherweise gebraucht, um Verletzte auf das Festland zu bringen, hieß es. Sousa habe die Reise deshalb zunächst wieder abgesagt, wie Medien berichteten. „Dies ist ein Moment des Schmerzes, aber auch der Solidarität“, sagte der Präsident dem Nachrichtensender SIC Noticias.

 

Die Luftwaffe will drei Maschinen nach Madeira schicken. „Wir bereiten zwei Flugzeuge vom Typ Falcon 50 und eine C-295M mit medizinischer Ausrüstung vor, um die Opfer der Tragödie von Madeira zu versorgen und sie – sofern das nötig ist – schnell auf den Kontinent zu transportieren“, heißt es in einer Mitteilung der Luftwaffe.

 

Beliebtes Ziel von Deutschen und Briten

 

Die „Blumeninsel“ Madeira liegt etwa 950 Kilometer südwestlich von Lissabon im Atlantik und ist vor allem auch bei Deutschen sehr beliebt. Wanderer, Taucher und Golfer schätzen die atemberaubende Natur und das milde subtropische Klima. Madeira hat etwa 260.000 Einwohner, die Insel gehört zu Portugal.

 

Seit der Eröffnung des Santa Catarina Flughafens 1963 kommen die meisten Urlauber mit dem Flugzeug, und die Touristenzahlen steigen jedes Jahr. Den Hauptanteil bilden heute Briten und Deutsche.

 

Der bekannteste Sohn Madeiras ist heute zweifellos Fußballstar Cristiano Ronaldo, der in einem Armenviertel von Funchal geboren wurde. 2017 wurde der Flughafen von Madeira nach dem Europameister und mehrfachen Weltfußballer benannt.

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