Ost-Bundesländer erwarten neue Schritte von Merkel bei DDR-Sonderrenten
Berlin (N-Tv) - Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow hat
Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgefordert, einen höheren Bundesanteil für die
Finanzierung der Zusatz- und Sonderrenten der DDR bereitzustellen. "Das
steht im Koalitionsvertrag von Union und SPD. Es gibt eine Lieferpflicht der
Bundesregierung", sagte Ramelow. "Es wird Zeit, dass eine Zahl auf
den Tisch kommt." Die Belastungen für die Haushalte der ostdeutschen Bundesländer
durch die steigenden Zahlungen seien hoch.
Etwa 1,3 Millionen Menschen bekommen Geld aus Sonder- und
Zusatzrentensystemen der DDR, darunter ehemalige Armeeangehörige, Polizisten,
Wissenschaftler oder Ärzte. Es wird allein vom Staat aufgebracht, größtenteils
bisher von den ostdeutschen Ländern.
Das Rententhema steht ebenso wie Strukturpolitik und
Städtebauförderung, schnelles Internet, mehr Bundesbehörden im Osten sowie
Folgekosten aus DDR-Umweltschäden auf dem Programm der Ministerpräsidentenkonferenz
Ost. Ramelow, der derzeit den Vorsitz hat, trifft sich mit seinen Kollegen aus
den fünf Ländern und Berlin am kommenden Mittwoch in Neudietendorf bei Erfurt
mit der Kanzlerin. Es gehe um die Interessenvertretung Ostdeutschlands, auf die
auch fast 30 Jahre nach dem Mauerfall nicht verzichtet werden könne, sagt der
einzige Linke-Politiker unter den deutschen Länderregierungschefs.
Merkel ohne Scheckbuch?
Ramelow erwartet bei dem Treffen zum Stand der deutschen Einheit keine
kurzfristigen Entscheidungen: "Ich habe nicht die Erwartungshaltung, dass
Frau Merkel kommt, das Scheckbuch mitbringt oder einen Katalog der
Bundesbehörden, die im Osten angesiedelt werden sollen." Aber er gehe
davon aus, "dass Lösungen in Gang kommen". Das gelte auch für Renten-Härtefallregelungen
beispielsweise für in der DDR geschiedene oder mithelfende Ehefrauen unter
anderem in Handwerksbetrieben.
Bei der Ansiedlung von Bundesbehörden oder Forschungseinrichtungen in
Ostdeutschland, auf die die Länderchefs seit Jahren pochen, sieht Ramelow
Bewegung. Das gelte für Projekte in Brandenburg und Sachsen. "Aber wir
müssen bei dem Thema dranbleiben. Denn die Mehrheit der Entscheider denkt
westdeutsch." Nach wie vor bestünden Defizite. Pro 1000 Einwohner gebe es
in Sachsen 0,9 Beschäftigte des Bundes, in Thüringen 0,7, aber bundesweit im
Schnitt 2,2. Derzeit setze er sich zusammen mit Sachsens Ministerpräsident
Michael Kretschmer für eine weitere Forschungseinrichtung in Jena ein.