mpörung in der SPD über Buchlesung mit Thilo Sarrazin in Erfurt
Berlin (Faz) - In der Thüringer SPD ist es am Samstag zu einem Eklat
gekommen. Der Grund: Der SPD Landtagsabgeordnete Oskar Helmerich hat den
umstrittenen und in der Partei ungeliebten SPD-Politiker Thilo Sarrazin zu
einer Lesung nach Erfurt eingeladen, wie die „Thüringer Allgemeine“ berichtet.
SPD-Landeschef Wolfgang Tiefensee reagierte prompt mit einer
Klarstellung per Tweet und sprach von einem „unabgesprochenen Alleingang“ von
Helmerich. Es sei keine Veranstaltung der Thüringer SPD. „Ich distanziere mich
ausdrücklich und scharf von ihm und den islamfeindlichen Aussagen Sarrazins.“
In einem zweiten Tweet ergänzte er: „Ich will bisherige AfD-Wähler
durch kritische Auseinandersetzung zurückgewinnen, nicht durch Anbiederung.“
Tiefensee hatte vor einer Woche bekanntgegeben, dass seine Partei im aktuellen
Wahlkampf versuchen werde, an die AfD verlorene SPD-Wähler zurückzugewinnen.
Helmerich hatte, wie es in dem Zeitungsbericht heißt, seine Einladung
von Sarrazin begründet als eine „Maßnahme, die in das politische Konzept der
Thüringer SPD passt, um Wähler zu werben, die zur AfD abgewandert sind.“ Der
Abgeordnete gehört seit 2016 zur SPD-Fraktion. Vorher war er Mitglied der
Thüringer AfD, hatte die Fraktion aber im Streit mit Björn Höcke über die
Ausrichtung der Partei verlassen.
In Reaktion auf die Einladung wird Oleg Shevchenko, Landesvorsitzender
der Thüringer Jusos, in dem Zeitungsbericht mit den Worten zitiert: „Sarrazin
ist ein Rassist und Antisemit. [...] Die Veranstaltung gehört abgesagt.“
Sarrazin, ehemaliger Berliner Finanzsenator, ist in der Partei wegen
mehrerer Buchveröffentlichungen umstritten. Im Dezember 2018 hatte die SPD das
dritte Parteiausschlussverfahren gegen Sarrazin eingeleitet.
Vier Tage vor der Europawahl, am 22. Mai, will Sarrazin nach Erfurt
kommen, um aus seinem neuesten Buch vorzulesen.