Merkel schenkt Franziskanern von Assisi ein Stück Berliner Mauer und überreichte einen Friedenspreis
Assisi (Dpa) - Ein Friedenslicht für den König, ein Stück Berliner Mauer für die Mönche: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat dem jordanischen König Abdullah II. im italienischen Assisi eine Friedensauszeichnung der Franziskaner-Mönche übergeben.
„Uns auf Frieden zu besinnen und Frieden zu stiften, nichts scheint heute dringender zu sein. Schon allein der Blick nach Syrien erfüllt uns mit Entsetzen“, sagte Merkel bei der Zeremonie in der Unesco-Stadt am Freitag. Anschließend schenkte Merkel den Franziskanern ein großes Stück der Berliner Mauer, das nun bei der mächtigen Basilika San Francesco steht.
Vor mehreren Kindern erzählte Merkel von ihrer eigenen Erfahrung in der DDR: „Ich bin jeden Abend, nachdem ich Physik studiert hatte und in der Akademie der Wissenschaften gearbeitet habe, immer entlang der Mauer zu meiner Wohnung gefahren, hab dann die Mauer gesehen und dachte nicht, dass ich nochmal auf die andere Seite der Mauer komme.“
Die Mauer sei eine Erinnerung, dass Dinge, von denen man denkt, dass man sie nicht mehr erlebe, doch in Erfüllung gehen können. Das Mauerstück, das der Graffiti-Künstler Shek bemalt hat, soll nun neben einem Flüchtlingsboot bei der Basilika seinen Platz finden.
Merkel hatte die Auszeichnung „Lampe des Friedens“ im vergangenen Jahr für ihr Engagement für das friedliche Zusammenleben der Menschen bekommen.
Bei der Zeremonie hob sie das Engagement Jordaniens in der Flüchtlingsfrage hervor und forderte von Europa mehr Realismus. Jordanien habe neben vielen palästinensischen Flüchtlingen mehr als 670.000 Syrer aufgenommen.
„Wenn wir das Größenverhältnis auf Deutschland umrechnen würden, dann würde dies die Aufnahme von rund 5,7 Millionen Menschen bedeuten, für Italien zum Beispiel über 4 Millionen Menschen“, so Merkel. „Wir Europäer tun wirklich gut daran, uns diese Dimension vor Augen zu führen.“
Assisi ist die Geburtsstadt des Heiligen Franz von Assisi (1181 oder 1182-1226), nach dem sich Papst Franziskus benannt hat. Bei der Zeremonie waren auch der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte und die Frau Abdullahs, Königin Rania, dabei.
Der König bekomme das Friedenslicht für seinen „Einsatz für die Menschenrechte und die Harmonie zwischen den Religionen“, wie der Kustos des Konvents, Mauro Gambetti, sagte. Abdullah setze sich für Toleranz in der islamischen Welt ein.
Zu den Preisträgern des Friedenslichts gehören unter anderem der Dalai Lama, die Päpste Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus und der polnische Friedensnobelpreisträger Lech Walesa.