AfD fragt Statistik zu Vornamen von Messerstechern an - das Ergebnis dürfte sie enttäuschen
Berlin (Watson) - Im deutschen Bundesland Saarland nehmen Straftaten mit Messern zu. Das war das Ergebnis einer Sonderauswertung, die der saarländische CDU-Innenminister Klaus Bouillon im September vorgestellt hatte. 2016 gab es demnach noch 562 Vorfälle, 2017 dann 672 und in den ersten Monaten des Jahres 2018 zeigte der Trend weiter nach oben. So weit, so bedenklich.
Die AfD-Fraktion im Saarland wollte diese Zahlen jedoch nicht einfach so hinnehmen. Die rechtspopulistische Partei hatte offenbar eine Vermutung, wer hinter dieser Zunahme an Messer-Delikten stecken könnte. Und so verlangte die AfD im Januar 2019 schliesslich eine «Aufschlüsselung der Daten des Lagebildes ‹Stichwaffen- und Messervorfälle›».
Der AfD-Abgeordnete Rudolf Müller stellte schriftlich eine Anfrage an die Regierung im Saarland
So wollte der AfD-Mann wissen:
«Welche Staatsangehörigkeiten besitzen oder besassen die im Lagebild genannten [...] deutschen Staatsbürger neben der deutschen Staatsangehörigkeit?»
«Welche Staatsangehörigkeit(en) besassen die im Lagebild als Täter aufgeführten [...] deutschen Staatsbürger vor der deutschen Staatsbürgerschaft? Bitte nach Staatsangehörigkeit aufschlüsseln.»
«Gibt es bei den im Lagebild als Täter aufgeführten 842 deutschen Staatsbürgern Häufungen bei Vornamen? Bitte detailliert nach Vornamen aufschlüsseln.»
Die Polizei musste anschliessend ihre Datenbanken durchforsten – und ist nun zu einem Ergebnis gekommen, über das die «Saarbrücker Zeitung» berichtet.
Das Ergebnis fällt wohl anders aus, als die AfD sich das gedacht hat. Ja, es gibt eine Häufung von Vornamen unter denjenigen, die als «Messer-Täter» auffielen. Aber: «Ausländisch» klingen diese Namen nicht.
Das sind die Vornamen, die am häufigsten in der Messer-Statistik auftauchen:
Michael (24 Fälle)
Daniel (22 Fälle)
Andreas (20 Fälle)
Sascha (15 Fälle)
Thomas (14 Fälle)
Christian (13 Fälle)
Kevin (13 Fälle)
Manuel (13 Fälle)
Patrick (13 Fälle)
David (12 Fälle)
Jens (12 Fälle)
Justin (11 Fälle)
Sven (11 Fälle)
Unter den Top 10 finden sich also ausschliesslichNamen, die man gemeinhin wohl als typisch deutsch bezeichnen würde. Die Messertäter im Saarland heissen demnach am häufigsten Michael, Daniel und Andreas.
Nein, die meisten Täter sind nicht Migranten. Im Gegenteil.
Und auch die Antwort auf die anderen AfD-Fragen dürfte die Partei erstaunen. Bei den insgesamt 1490 Strafanzeigen und Ordnungswidrigkeiten, die erfasst wurden, waren laut «Saarbrücker Zeitung» ein Grossteil der Täter Deutsche, nämlich 842. Dahinter folgen demnach syrische Staatsangehörige (122), EU-Ausländer (94) und Afghanen (36). Und auch das beantwortete die Landesregierung nun: Nur 14 der 842 deutschen Täter waren im Besitz einer weiteren Staatsangehörigkeit.
Der AfD-Abgeordnete Müller war schon vor ein paar Jahren in die Schlagzeilen geraten
Dem Anfragensteller wurde vorgeworfen, in seinem Antiquitätengeschäft verfassungsfeindliche Symbole verbreitet zu haben. Die Ermittlungen wurden 2017 eingestellt. Müller habe zwar unter anderem Orden mit Hakenkreuzen verkauft, aber nur an einzelne Personen und nicht an einen grösseren Personenkreis, lautete die Begründung der Staatsanwaltschaft damals. (ARD-Sendung »Panorama")
Seit dem Einzug in die Landesparlamente und in den Bundestag ist die AfD immer wieder mit provokanten Anfragen und Anträgen aufgefallen. Diese greifen häufig die Themen Islam, Zuwanderung und Flüchtlingspolitik auf. Das offensichtliche Kalkül dabei: zu provozieren und so Aufmerksamkeit auf AfD-Themen lenken.
Fest steht nun jedenfalls: Die Messer-Statistik im Saarland taugt nicht für einen AfD-Aufreger.