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Malta: Armee erobert von Migranten gekapertes Schiff zurück

Donnerstag 28.März.2019 - 05:19
Die Referenz
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Berlin (Welt) - Gerettete Migranten haben nach italienischen und maltesischen Angaben vor Libyen ein Handelsschiff gekapert und die Crew zur Fahrt Richtung Europa gezwungen. Eine maltesische Spezialeinheit brachte den entführten Tanker schließlich in ihre Gewalt und übergab das Kommando wieder an den Kapitän, teilte das Militär mit. Kurz nach der Aktion legte das Schiff in der maltesischen Hauptstadt Valletta an. Fünf Menschen wurden festgenommen, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr.

„Es sind keine Schiffbrüchigen, es sind Piraten“, hatte Italiens Innenminister Matteo Salvini von der rechten Lega-Partei zuvor gesagt. Das türkische Schiff „El Hiblu 1“ habe im Mittelmeer eine Gruppe Migranten vor der libyschen Küste aufgenommen, dann aber etwa sechs Seemeilen vor der Hauptstadt Tripolis plötzlich den Kurs Richtung Nord geändert. Die maltesischen Behörden seien am Mittwoch über ein „auf See überfallenes Schiff“ informiert worden, sagte eine Sprecherin. Der Kapitän habe einen Alarm abgesetzt und mehrmals versichert, dass einige Migranten ihn und die Crew bedroht hätten.

Maltas Premierminister Joseph Muscat erklärte auf Twitter, nun „allen internationalen Regeln entsprechend“ vorzugehen. „Wir entziehen uns trotz unserer Größe nicht unserer Verantwortung.“ Die Insel Malta ist der kleinste EU-Staat.

Der Frachter soll rund 108 Migranten vor der libyschen Küste gerettet haben. Darunter waren auch 19 Frauen und 12 Kinder. Eine Gruppe soll dann das Schiff am Mittwoch nach maltesischen Angaben „entführt“ haben, weil die Geflüchteten nicht in das Bürgerkriegsland Libyen zurückwollten.

Das maltesische Militär erklärte, die Spezialeinheit sei von einem Patrouillen-Schiff, zwei Schnellbooten und einem Hubschrauber unterstützt worden. Wie es der Schiffsbesatzung ging, war zunächst unklar. Sowohl Malta als auch Italien hatten angekündigt, das entführte Schiff nicht in ihre Hoheitsgewässer zu lassen. Salvini sagte, die Wetterverhältnisse seien nicht gut gewesen.

Der Rettungsschiffbetreiber Mediterranea Saving Humans rief zu Mitgefühl für die Gruppe an Bord des entführten Schiffs auf. Man hoffe, dass europäische Länder „im Namen der Grundrechte“ agieren würden, „daran denkend, dass wir es mit Menschen zu tun haben, die vor der Hölle fliehen“.

Hilfsorganisationen sprechen von unmenschlichen Bedingungen

Sowohl Italien als auch Malta wollen Bootsflüchtlinge nicht aufnehmen, solange es keinen EU-weiten Verteilmechanismus gibt. Vor der libyschen Küste sind kaum mehr Rettungsschiffe im Einsatz, die Boote von Hilfsorganisationen wurden immer wieder lange auf dem Meer blockiert oder aus dem Verkehr gezogen. Auch die EU hat ihren Marineeinsatz vor der libyschen Küste gestoppt.

Die am Mittwoch offiziell bestätigte Entscheidung sieht vor, bei der Anti-Schleuser-Operation Sophia vorerst nur noch Luftaufklärung zu betreiben und libysche Küstenschützer auszubilden. Diese sollen die Migranten wieder in das Bürgerkriegsland bringen, wo den Menschen allerdings schwere Misshandlungen drohen. Immer wieder wehren sich Migranten deshalb, nach Libyen zurückgebracht zu werden.
Hilfsorganisationen sprechen von unmenschlichen Bedingungen vor Ort und gar von „Konzentrationslagern“, in denen die Migranten auch Folter ausgesetzt seien. Im November hatten sich etwa 90 Migranten geweigert, ein Containerschiff zu verlassen, das sie nach Libyen zurückgebracht hatte. Von einer „gefährlichen Lage“, die die große Verzweiflung von „verletztlichen Menschen“ auf der Flucht zeige, sprach die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen nun. „Die EU-Politik gefährdet Menschen immer mehr, und hat Handelsschiffe in eine unmögliche Lage gebracht.“


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