Erdogan über die Hagia Sophia: „Wir werden sie eine Moschee nennen“
Donnerstag 28.März.2019 - 05:10
Berlin (Welt) - Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sieht „die Zeit gekommen“ für die Umwandlung der Hagia Sophia in Istanbul in eine Moschee. Es sei ein „großer Fehler“ gewesen, die einstige Moschee nach der Republikgründung 1923 in ein Museum umzuwandeln, sagte Erdogan am Mittwochabend dem Fernsehsender A Haber. Ihr Status als Museum werde entzogen werden, und „wir werden die Hagia Sophia eine Moschee nennen“, sagte er.
Auf die Hagia Sophia erheben Christen wie Muslime gleichermaßen Anspruch. Die im 6. Jahrhundert nach Christus erbaute Hagia Sophia (griechisch: Heilige Weisheit) war fast ein Jahrtausend lang das größte Gotteshaus der Christenheit. Nach der Eroberung des damaligen Konstantinopels 1453 wandelten die Osmanen die Kirche, einen imposanten Kuppelbau, in eine Moschee um.
Seit 1934 ist sie ein Museum und zieht jährlich Hunderttausende Besucher an. Seitdem gibt es immer wieder Forderungen islamischer Verbände, sie erneut zu einem islamischen Gotteshaus zu machen.
In der Türkei stehen am Sonntag Kommunalwahlen an. Erdogan hatte schon vor drei Tagen im Wahlkampf gesagt, es sei „nicht unmöglich“, dass aus der Hagia Sophia wieder eine Moschee werde. In dem Interview mit dem Sender A-Haber stellte er es jetzt so dar, als ob die Entscheidung gefallen sei. „Hagia Sophia wird nicht länger Museum genannt werden. Sie wird aus diesem Status herausgenommen. Wir werden Hagia Sophia eine Moschee nennen“, sagte Erdogan der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge.
Religion war ein Thema im Wahlkampf, das besonders stark polarisiert hat. Erdogan hat den Wahlkampf bislang äußerst aggressiv geführt. Das Thema Hagia Sophia – mit dem Erdogan schon seit Jahren kokettiert – war nach den Moscheeangriffen im neuseeländischen Christchurch wieder hochgekocht. Der Attentäter hatte Medienberichten zufolge in einem Manifest auch von einer Hagia Sophia „ohne Minarette“ gesprochen.
Erdogan nutzte die Anschläge in Wahlkampfreden zu Angriffen gegen den „islamfeindlichen Westen“. Er hatte zudem verpixelte Ausschnitte aus den Aufnahmen des Attentäters von der Tat gezeigt, während es in aller Welt Versuche gab, das Gewaltvideo aus dem Internet zu entfernen.