Rathäuser in mehreren Städten wegen Bombendrohungen evakuiert
Berlin (Welt) - Nach per E-Mail verschickten Bombendrohungen sind am Dienstagmorgen in sechs deutschen Städten Rathäuser geräumt worden. Die Rathäuser wurden zur Sicherheit in Augsburg (Bayern), Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz), Chemnitz (Sachsen), Göttingen (Niedersachsen), Neunkirchen (Saarland) und Rendsburg (Schleswig-Holstein) evakuiert.
Die Drohungen gingen offenbar direkt an die E-Mail-Adressen der jeweiligen Rathäuser. Dies bestätigten Ermittler in mehreren der betroffenen Städte. Nähere Angaben zu weiteren Inhalten der Drohmails und zum Absender lagen nicht vor.
In Augsburg gab es nach der Bombendrohung einen Großeinsatz der Polizei, das Rathaus wurde evakuiert, Straßenbahnlinien, die über den Rathausplatz fahren, wurden gestoppt. Auf Fotos sind ein halber Dutzend Streifenwagen rund um das Rathaus zu sehen, laut „Augsburger Allgemeine“ wurden 500 Mitarbeiter aus dem Gebäude nach Hause geschickt. Inzwischen gab die Polizei in Augsburg Entwarnung. Es wurde kein gefährlicher Gegenstand gefunden.
Nach der Bombendrohung in Göttingen ist das Neue Rathaus am Dienstagmorgen um 9 Uhr geräumt und nach Sprengstoff durchsucht worden. Kurz nach 10 Uhr gab die Polizei Entwarnung: Es sei nichts Gefährliches gefunden worden, sagte eine Polizeisprecherin. Die anonyme Drohung war per E-Mail eingegangen.
In Kaiserslautern sei ebenfalls eine Drohmaileingegangen, bestätigte ein Polizeisprecher. Die Einsatzkräfte seien auch mit Sprengstoffspürhunden vor Ort. Der Bereich rund um das Rathaus sei abgesperrt worden. In der rheinland-pfälzischen Stadt kam es ebenfalls zu Verkehrsbehinderungen.
Seit längerer Zeit Drohschreiben gesendet an Anwälte, Finanzämter, Verlage
Auch im saarländischen Neunkirchen lief am Morgen ein Polizeieinsatz nach einer Bombendrohung. „Das Rathaus bleibt vorübergehend geschlossen“, sagte eine Sprecherin der Polizei. In Chemnitz mussten 200 Mitarbeiter das Rathaus verlassen. Der Wochenmarkt wurde geschlossen, die Händler mussten ihre Stände abbauen.
Am Montag hatte es eine Bombendrohung in Pinneberg gegeben, der Bahnhof wurde evakuiert. Zudem gab es Drohungen zuletzt gegen das Flensburger Rathaus und mehrere Landgerichte. Bislang Unbekannte senden seit längerer Zeit Drohschreiben an verschiedenste Institutionen in Deutschland, darunter auch Finanzämter, Rathäuser, Anwaltskanzleien oder Verlage.
Sie drohen mit Bomben oder – wie im Falle der Bundestagsabgeordneten Martina Renner (Linke) – damit, „Bürger auf offener Straße zu exekutieren“. Schon mehrfach wurden Gebäude daraufhin evakuiert, Sprengkörper wurden aber bislang nicht gefunden. Die bei den Ermittlungen federführende Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt inzwischen in mehr als 100 Fällen wegen Drohschreiben mutmaßlicher Rechtsextremer an Politiker, Behörden oder Gerichte, sagte ein Sprecher am Dienstag. Ob die Fälle vom Dienstag damit in Zusammenhang stehen, war zunächst offen.