Ägyptischer Großinvestor Sawiris kritisiert deutsche Entwicklungshilfe
Berlin (Welt) - Der ägyptische Unternehmer und Städtebauer Samih Sawiris hat die deutsche Entwicklungshilfe im Interview mit WELT AM SONNTAG scharf kritisiert. Sie sei „gut gemeint, aber in der Regel eher getarnte Exportförderung“. Die Gelder seien mit der Erwartung verbunden, „dass die empfangenen Regierungen damit Waren aus den Geberländern kaufen“, sagte Sawiris, der auch Großaktionär des deutschen Reiseveranstalters FTI ist.
Er fürchte, „die eigenen Landesinteressen stehen manchmal deutlich über dem Wunsch, ernsthaft zu helfen“, sagte der Unternehmer. Stattdessen forderte Sawiris mehr Investitionen in Bildung, Gesundheit und soziale Sicherheit. Sie würden auch die hohe Geburtenrate im Land senken.
Ein „ägyptischer Mann vom Dorf“ müsse heute „acht Kinder zeugen, um einigermaßen sicher zu sein, dass es einen einzigen männlichen Nachkommen gibt, der im Alter für mich sorgt“, so Sawiris. Regierungsprognosen gehen davon aus, dass die Bevölkerung Ägyptens im Jahr 2020 die 100-Millionen-Grenze durchbrechen wird. Nach UN-Angaben ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung unter 25 Jahre alt.
Konkret sprach sich Sawiris für den Bau deutscher Schulen im Ausland aus. „Dann hätte man Nachwuchs ausgebildet, der im Land bleibt und es weiter voranbringt“, glaubt Sawiris, der selbst eine deutsche Schule besuchte und in Berlin studierte.
„Keine gerechte Marktsituation“
Auch die Wirtschaftspolitik der Europäischen Union kritisierte Sawiris. „Europa schirmt seine Märkte ab, verlangt aber von den anderen offene Märkte“, erklärte der Unternehmer. Für den Export ägyptischer Waren gäbe es „eine Unmenge an Bestimmungen und Zöllen, während die europäischen Landwirte hoch subventioniert werden.“ Das sei „keine gerechte Marktsituation“.
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Samih Sawiris wurde 1957 in Kairo geboren. Sein Vater OnsiSawiris gründete 1972 das Unternehmen Orascom. Die Familie baute die Unternehmensgruppe aus, die heute in der Telekommunikation und im Bau- und Hotelgewerbe aktiv ist. Samih Sawiris errichtete unter anderem die Touristenstadt ElGouna am Roten Meer und die Sozialstadt Haram City. Seit März 2014 ist er mit 33,7 Prozent am Reiseveranstalter FTI beteiligt.