Deutschland in der Zwickmühle… Die Bekämpfung der alten Terroristen oder die Konfrontation mit den Neuen?
In
Deutschland wird die Debatte weitergeführt, wie man sich mit möglichen
terroristischen Anschlägen im Land auseinandersetzt, vor allem mit den Anträgen
deutscher IS-Kämpfer , in ihr Land zurückzukehren, zu einer Zeit, in der die
Organisation in der ostsyrischen Stadt Baguz mit Schlägen konfrontiert wird.
Seit
Jahren debattieren die Konservativen und Demokraten in Deutschland darüber, wie
man mit den Deutschen umgeht, die aus dem IS ins Land zurückkehren wollen,
jedoch ohne eine endgültige Formel oder ein Gesetz.
Rund
1.000 Deutsche sind seit 2014 nach Syrien und in den Irak gereist, um mit dem
IS zu kämpfen. Während mehrere von ihnen gestorben sind, sind viele immer noch
überwiegend mit Kindern und Frauen unterwegs, oft in kurdischen Lagern oder
Gefängnissen. Es wird gerade von einer Zahl von mindestens 70 Menschen
gesprochen.
Der deutsche Innenminister Horst Seehofer
Der
deutsche Innenminister Horst Seehofer und Justizministerin Katarina Barley
haben sich darauf geeinigt, dass deutschen Kämpfern in den Reihen des IS die
deutsche Staatsbürgerschaft unter bestimmten Bedingungen entzogen werden kann.
Wer eine zweite Staatsangehörigkeit besitzt, volljährig ist und sich künftig am
Kampf mit dem IS beteiligen will, der kann nach Angaben der Regierung
grundsätzlich die deutsche Staatsbürgerschaft verlieren.
Das
Gesetz hat auch keine rückwirkende Wirkung auf die derzeit inhaftierten Kämpfer
des IS. Häftlinge, die einen zweiten Pass besitzen, können nicht ausgebürgert
werden und man weiß nicht, was mit diesen Menschen passieren wird.
Auf
der Grundlage dieses Problems und mit der Anwesenheit deutscher Kämpfer,
darunter Frauen und Kinder, die in Syrien und im Irak inhaftiert sind, von
denen einige um die Rückkehr nach Deutschland bitten, wird die Regierung eine
große Herausforderung haben.
Nach
den im März 2019 veröffentlichten deutschen Geheimdienstberichten gibt es
sowohl in Syrien als auch im Irak rund 270 Frauen und Kinder deutscher
Staatsangehörigkeit, zwei Drittel davon drei Jahre alt.
Da
das geplante Gesetz für sie nicht gilt, müsste Deutschland sie mit ihren
Familien aufnehmen. Das wäre eine große Herausforderung für die Polizei, denn
es ist schwierig herauszufinden, ob sie Verbrechen bei dem IS begangen haben,
darüber hinaus gelten sie als
potenzielle Terroristen, deren Beobachtung hohe Summen Kostet.
Rufe nach Rückführungen
Die
deutsche Expertin im Kampf gegen den islamischen Extremismus, Claudia Dantschke,
forderte in einem Interview mit dem Netzwerk Deutschland die Rückführung europäischer Dschihadisten aus Syrien nach
Deutschland. Sie sagte: Es ist besser, ehemalige "ISIS "-Kämpfer hier
in Deutschland im Gefängnis zu haben... Das bietet die Chance, sie wieder in
die Gesellschaft zu integrieren.
Jassim
Mohammed, ein Forscher für Terrorismus und Geheimdienst, sagte in einer Studie
des Europäischen Zentrums für Anti-Terror-Studien (CISI), dass die deutsche
Politik auf dem Gebiet der Terrorismusbekämpfung sehr zögerlich ist und an der
Langsamkeit leidet, die erforderlichen Schritte zu unternehmen. Er fügte hinzu,
es nicht unwahrscheinlich sei, dass Deutschland die Anordnung nicht rückwirkend
anwenden möchte, da das Land die
"Dschihadisten" nicht provozieren möchte.
Laut
der Studie toleriert Deutschland die
salafistischen Dschihadisten, wie es der Fall ist seit Mitte des letzten
Jahrhunderts mit der Muslimbrüderschaft. Diese deutsche Haltung veranlasste
extremistische Gruppen, aus Deutschland einen Ausgangspunkt für Operationen
außerhalb Deutschlands zu machen, wie
der Fall von der Zelle in Hamburg, die den größten Terroranschlag der
Geschichte durchführte (11. September).
Die
Zahl der Terrorfälle steigt in Deutschland, während die Behörden vor einem
Anstieg der Zahl der Mitglieder der salafistischen Gruppe warnen, sowie vor der
Zahl der im Land lebenden "gefährlichen Terroristen".
Nach
offiziellen Berichten, die von der Bundesverfassungsschutzbehörde (interne
Geheimdienste) herausgegeben wurden, erlebte die Zahl der Salafisten im Land im
September 2017 einen neuen Anstieg auf etwa 11.000, ein Anstieg um rund 500
Menschen, während es Ende 2016 nur noch 9.700 waren.
Nach
Angaben der deutschen Behörden sind alle Salafisten nicht an Gewalt und
Extremismus beteiligt, sondern sie stehen unter dem Druck von Extremisten, die
Moscheen nutzen, um junge Menschen anzulocken und Extremismus zu verbreiten.
Der Präsident des Deutschen Verfassungsschutzes, Hans Georg Maassen, sagte,
dass es weniger Extremismus in Moscheen oder Organisationen, die über Grenzen
hinausgehen gibt, jedoch ist es häufiger
in engen Kreisen, wie im Internet, sowie die Bildung von Frauenstammnetzwerken,
die von Geheimdiensten nur schwer durchzudringen sind.
Das
deutsche Magazin Der Spiegel zitierte von einem hochrangigen deutschen Beamten
die Worte, dass sein Land dem Beispiel Großbritanniens nicht folgen werde, die
aus dem Libanon vom Iran unterstützte Hisbollah-Gruppe als Terrororganisation
einzustufen.
Bundesminister
Niels Innen sagte dem Magazin auch, dass die Gruppe nach wie vor ein
wesentlicher Bestandteil der libanesischen Gesellschaft sei und dass die
Europäische Union ihren militärischen Flügel bereits 2013 in die Liste der
verbotenen Gruppen aufgenommen habe.
Die
Studie legt nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Zahl der
terroristischen Operationen in Deutschland und der Wahrnehmung Deutschlands von
den Terroristen als "Schutzgebiet" oder als "Land" geben
könnte, das als Ausganspunkt für terroristische Operationen benutzt werden
kann.
Deutschland
befindet sich derzeit in der Zwickmühle der Terroristen, einerseits wegen der
Schwierigkeit, Rückkehrer aus Konfliktzonen zu rehabilitieren, und anderseits
wegen der neuen Welle von Extremismus, die von Salafisten und Menschen in
deutschen Gefängnissen ausgestrahlt wird.
Der
Prozess der Rehabilitierung ausländischer Kämpfer ist eine Herausforderung für
die deutschen Geheimdienste, vor allem angesichts der Erfahrungen europäischer
Länder wie Frankreich, wo das Scheitern der Umsetzung von Präventionsprogrammen
und der Beseitigung extremistischer Ideologie bewiesen wurde.
Die
deutsche Zeitung "Die Welt" sagte im Februar 2018, nach Angaben des
Bundeskriminalamtes, dass es immer mehr Personen in deutschen Gefängnissen
gibt, die als Sympathisanten oder Unterstützer der extremistischen Islamisten
gelten.
Die
hessische Justizministerin Eva Kühne-Hörmann sagte: "Wir müssen in den
kommenden Jahren eine Welle von Extremisten in unseren Gefängnissen erwarten, das
stellt unsere Arbeit zur Bekämpfung und Prävention von Extremismus vor große
Herausforderungen"
Wohl deshalb denkt Deutschland an ein Gesetz, das den potenziellen Terrorismus abwehren soll. Doch weiterhin wird Deutschland damit beschuldigt, als Schutzgebiet für Extremisten und Ausflucht für Rückkehrer zu sein.