Merkel kritisiert den terroristischen Angriff & Erdogan geißelt weltweite Islamfeindlichkeit
Berlin (Welt) – Die mutmaßlich rechtsextrem motivierten Angriffe auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch erschüttern die ganze Welt. Viele Staatschefs äußerten Beileidsbekundungen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte den Anschlag scharf und warf dem Westen vor, nichts gegen wachsende Islamfeindlichkeit zu unternehmen. „Mit diesem Anschlag hat die Islamfeindlichkeit, die die Welt untätig zugelassen und sogar gefördert hat, die Grenzen der individuellen Schikane überschritten, um die Ebene des Massenmords zu erreichen“, sagte Erdogan am Freitag.
Die Weltsicht des Mörders breite sich im Westen „wie ein Krebsgeschwür“ aus, sagte der türkische Präsident bei einer Trauerfeier für eine frühere Ministerin. Wenn der Westen nicht rasch Maßnahmen ergreife, würden „weitere Katastrophen“ folgen, warnte er. Er hatte zuvor auf Twitter geschrieben, der Anschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch sei „ein neues Beispiel für die Zunahme des Rassismus und der Islamfeindlichkeit“.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich tief erschüttert über die Anschläge auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch. Sie trauere mit den Neuseeländern um die Mitbürger, die friedlich betend in ihren Moscheen überfallen und aus rassistischem Hass ermordet worden seien, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag auf Twitter. „Wir stehen Seite an Seite gegen solchen Terror“, so Merkel.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach der Generalgouverneurin von Neuseeland seine Anteilnahme aus. „Meine Gedanken sind bei den Familien und Freunden der Opfer, den Verletzten und den mutigen Helfern“, schrieb Steinmeier an Dame Patricia Lee Reddy. Besonders verachtenswert sei, „dass Menschen Opfer dieser feigen Anschläge wurden, die friedlich ihrem Glauben nachgingen“, stellte er nach Angaben des Bundespräsidialamtes in dem Kondolenzschreiben heraus.
„Deutschland trauert mit Ihnen. Wir wünschen Ihrem Land die Kraft, sich in dieser schweren Stunde seine Offenheit und Zuversicht zu bewahren“, heißt es in der Kondolenz. Er habe Neuseeland und seine Menschen bei einem Besuch im Jahr 2017 als außergewöhnlich weltoffen und gastfreundlich erlebt. „Umso schwerer ist mein Herz in dieser dunklen Stunde Ihrer Nation“, schrieb Steinmeier.
Der Bundesrat reagierte am Freitagmorgen in Berlin mit einer Schweigeminute auf die Anschläge. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident und Bundesratspräsident Daniel Günther (CDU) äußerte zu Beginn der Sitzung „Entsetzen und Trauer“ und verurteilte die „sinnlose Gewalt“.
Frankreich und Großbritannien erhöhten nach der Attacke die Sicherheitsvorkehrungen. Der Chef der britischen Terror-Abwehr, Neil Basu, erklärte, es werde im ganzen Land verstärkt Polizeistreifen im Umkreis von Moscheen geben. Zudem würden sämtlichen Glaubensrichtungen darauf hingewiesen, wie sie ihre Mitglieder und Einrichtungen schützen könnten. Der französische Innenminister Christophe Castaner kündigte Kontrollen rund um religiösen Einrichtungen an.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte die Angriffe als „abscheuliche Verbrechen“. „Frankreich stellt sich gegen alle Formen des Extremismus und geht mit seinen Partnern gegen den Terrorismus in der Welt vor“, teilte Macron mit. Alle Gedanken seien jetzt bei den Opfern und ihren Angehörigen.
Die EU-Spitzen drückten ihr Mitgefühl aus und versicherten die Solidarität der Europäer. „Unsere Gedanken in Europa sind mit den Opfern und ihren Familien“, schrieb EU-Ratspräsident Donald Tusk auf Twitter. „Der brutale Angriff wird die Toleranz und den Anstand, wofür Neuseeland berühmt ist, niemals schmälern.“ Premierministerin JacindaArdern könne auf die Solidarität der Europäer zählen.
Auch EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker drückte seine Anteilnahme aus. „Die Europäische Union trauert heute mit euch und wir werden immer gegen jene an eurer Seite stehen, die auf abscheuliche Weise unsere Gesellschaften und unsere Art zu leben zerstören wollen.“ Der Anschlag auf unschuldige Menschen könne den Werten und der Kultur von Frieden und Einigkeit, die die EU und Neuseeland teilten, nicht mehr entgegenstehen. „Wir wünschen den Verletzten und ihren Familien Kraft und Tapferkeit.“
Bei den Anschlägen während des Freitagsgebets waren mindestens 49 Menschen getötet worden. Bei einem der Attentäter handelt es sich nach ersten Ermittlungen um einen rechtsextremen Australier.