Brinkhaus kann sich einen Muslim als CDU-Kanzler vorstellen
Berlin (Welt) - Ralph Brinkhaus, seit September 2018 Fraktionschef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, kann sich einen Muslim als Kanzler vorstellen. „Warum nicht?“, fragte er im Gespräch mit der evangelischen Nachrichtenagentur Idea aus Wetzlar. Voraussetzung dafür sei, dass er „ein guter Politiker ist“ und „die Werte und politischen Ansichten der CDU“ vertrete, so Brinkhaus.
Dann könne auch ein Muslim im Jahr 2030 Kanzler werden. Die CDU sei keine Religionsgemeinschaft – das unterscheide sie von der katholischen Kirche, so Brinkhaus. Zuerst hatte „Bild“ darüber berichtet.
Brinkhaus sieht schon heute in der CDU Karrieremöglichkeiten für Nicht-Christen. „In manchen Regionen gehört nur noch ein Bruchteil der Bevölkerung einer Kirche an“, sagte er. „Deshalb sind auch Muslime, die unsere Werte teilen – die Würde des Menschen, Eigenverantwortung, Solidarität – und zum Grundgesetz stehen, herzlich eingeladen, in der CDU mitzumachen.“
Sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche haben zuletzt viele Mitglieder verloren. 660.000 waren es 2017, also mehr als eine halbe Million Menschen in nur einem Jahr. Ein Jahr zuvor waren es „nur“ 530.000. Gut 54 Prozent der deutschen Bevölkerung gehören damit noch einer der beiden großen Kirchen an. Besonders im Osten Deutschlands gibt es kaum Kirchenmitglieder. Eine Studie zeigte kürzlich, dass die Angst vor Islamisierung viele Ältere in der Kirche hält.
CSU-Staatssekretär wenig begeistert
Wenig begeistert über Brinkhaus’ Äußerung zeigte sich ein nicht namentlich genannter CSU-Staatssekretär eines Bundesministers: „Das ist jetzt ganz bestimmt kein Thema“, sagte er der „Bild“.
Brinkhaus hatte ein paar Tage zuvor allerdings keinen Zweifel daran gelassen, wen er für die nächste Kanzlerin halte: Annegret Kramp-Karrenbauer.
Im Gespräch mit der in Bielefeld erscheinenden „Neuen Westfälischen“ sagte er: „Spätestens auf dem Parteitag im Herbst 2020 werden wir festlegen, wer unser Kanzlerkandidat oder unsere Kanzlerkandidatin wird. So wie es heute aussieht, wird das dann als Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer sein.“