Gauland spricht erstmals von Abschied aus dem politischen Leben
Berlin (Welt) - Gerade ist er 78 Jahre alt geworden, jetzt spricht AfD-Chef Alexander Gauland in einem Interview erstmals von seinem Abschied aus der Politik. Der ehemalige CDU-Politiker ist nicht nur Partei-, sondern auch Fraktionsvorsitzender der AfD.
Im Herbst werden sowohl Fraktions- als auch Parteivorsitz neu gewählt. Vor dem Sommer werde er sich daher nicht die Frage stellen, ob er eines der beiden Ämter niederlegen werde, sagte Gauland dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Erst dann könne er sagen, ob er noch die Kraft habe oder nicht. Die Entscheidung, ob er für die Posten antritt, will er jeweils kurzfristig treffen.
Etwas konkreter wurde der 78-Jährige in dem Interview dann aber doch noch: „In zwei Jahren, mit 80, wäre es dann vielleicht wirklich an der Zeit, sich zur Ruhe zu legen.“
Gauland sprach auch über die kommenden Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen sowie über die Europawahl im Mai. „Die Europawahl wird kein Selbstläufer“, so der AfD-Chef. Das habe auch mit dem Brexitzu tun: „Im Lichte des Austritts der Briten schauen die Menschen skeptischer auf Bestrebungen, die EU zu verlassen.“
Von einer Regierungsbeteiligung in einem der neuen Bundesländer, in denen dieses Jahr noch gewählt wird, geht Gauland nicht aus. „Die Frage könnte sich nur in Sachsen stellen – das wird Frau Merkel, solange sie noch Kanzlerin ist, zu verhindern wissen.“ Er gehe davon aus, dass die CDU sich von den Linken tolerieren lassen oder eine Koalition mit ihr eingehen werde, sollte es anders nicht mehr gehen.
Seit Ende 2017 ist Gauland Parteichef
AfD-Gründungsmitglied Gauland, der seit Ende 2017 Parteichef ist, hatte in der Vergangenheit immer wieder mit umstrittenen Äußerungen für Aufsehen gesorgt. Beim Bundeskongress der AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative (JA) im vergangenen Juni relativierte er die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. „Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“, sagte er damals in Thüringen.
Im September bezeichnete er bei einer Rede im Bundestag unter anderem den von rechten Demonstranten in Chemnitz gezeigten Hitlergruß als „unappetitlich“ und zog damit nicht nur den Unmut von Ex-Kanzlerkandidat Martin Schulz (SPD) auf sich. Schulz forderte: „Es ist Zeit, dass sich die Demokratie gegen diese Leute wehrt.“ Gauland hatte seine Rede zuvor mit den Worten „Hass ist keine Straftat“ geschlossen. Schulz konterte, Hitlergrüße seien nicht nur „unappetitlich“ sondern eben doch eine Straftat.