Merkel: Deutsche Einheit hat natürlich das Leben vieler Menschen sich vollständig geändert
Berlin (Bundesregierung) - Im Herbst diesen Jahres, am 9. November, werden wir an 30 Jahre Mauerfall erinnern. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass viele Menschen ihr Leben verloren haben bei dem Versuch, die Mauer zu überwinden. Mindestens 140 Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Das letzte Opfer war Winfried Freudenberg am 8. März 1989. Nach einer riskanten Ballonfahrt ist es ihm leider nicht gelungen, lebendig in West-Berlin anzukommen. Das mahnt uns, immer wieder daran zu denken, dass wir heute in einer Zeit der Freiheit und der Demokratie leben.
Vor 30 Jahren war in der DDR vieles in Bewegung. Wie haben Sie diese Zeit vor der Wende erlebt?
Es war in der Tat in diesen Monaten einiges in Bewegung gekommen. So gab es in Polen ja die Gespräche am Runden Tisch mit der damals noch verbotenen Solidarność. Und es gab die Entwicklung mit Michail Gorbatschow und Glasnost und Perestroika, und besonders sichtbar wurde das dann bei den Kommunalwahlen im Mai 1989, als sehr, sehr viele Menschen versucht haben, die Wahlresultate zu überprüfen. Später konnte dann auch nachgewiesen werden, dass diese Wahlen gefälscht waren, und das wurde sehr bekannt in der Bevölkerung.
Daraus haben sich die Bürgerrechtsbewegungen entwickelt und dann eben auch die großen Fluchtbewegungen Richtung Prag und Ungarn. Und das Ende kennen wir mit dem glücklichen Fall der Mauer am 9. November 1989.
FRAGE: Was können wir heute, bald 30 Jahre nach dem Fall der Mauer, aus dieser Zeit lernen?
Für mich ist wichtig, dass wir uns immer vor Augen führen, dass das Leben in Demokratie und Freiheit nichts Selbstverständliches ist. Ich habe es persönlich erlebt und viele Millionen andere in der ehemaligen DDR auch, dass eben Menschenrechte, ganz elementare Menschenrechte nicht gegeben waren, und deshalb sollten wir immer wieder ganz bewusst eintreten für das, was die Bundesrepublik Deutschland ausmacht, gerade auch in dem Jahr, in dem wir jetzt 70 Jahre Grundgesetz feiern. Zweitens sollten wir die Erinnerung an die Zeit der Diktatur in der ehemaligen DDR bewahren und auch immer wieder pflegen, denn die jungen Menschen von heute sollten wissen, wie es damals war.
Drittens sollten wir nicht vergessen, dass trotz aller Freude über die Deutsche Einheit natürlich das Leben vieler, vieler Menschen sich vollständig geändert hat. Dass nicht alle ihren Weg – gerade im beruflichen Bereich – so weiter gehenkonnten, wie sie sich das gewünscht hätten. Auch das gehörtdazu, dass wir dafür ein gesamtdeutsches Verständnisentwickeln und auch die entsprechenden politischen Maßnahmen treffen.