FDP stellt eigenes Hartz-IV-Konzept vor
Berlin (Welt) - In der Diskussion um die Zukunft von Hartz IV hat die FDP-Fraktion ein eigenes Reformkonzept vorgestellt. Ein zentraler Punkt seien die Zuverdienstregeln, die derzeit "geradezu grotesk demotivierend" auf die Betroffenen wirkten, sagte der Arbeitsmarktexperte der Fraktion, Johannes Vogel, am Donnerstag in Berlin. Eine Arbeit aufzunehmen oder die Arbeitszeit auszuweiten, müsse sich immer lohnen.
Das Konzept für ein "liberales Bürgergeld" sieht außerdem vor, mehrere Sozialleistungen zusammenzulegen, wie der sozialpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Pascal Kober, ausführte. Arbeitslosengeld II, die Kosten für Unterkunft und Heizung, das Wohngeld und der Kinderzuschlag sollten zusammengefasst werden, um das "nervenaufreibende Ämter-Hopping" zu beenden.
Bessere Betreuung wird gefordert
Kober forderte daneben eine bessere Betreuung der Hartz-IV-Bezieher. Wer seine Einkünfte aus einem sozialversicherungspflichtigen Job mit Arbeitslosengeld II aufstocken müsse, solle künftig durch die Arbeitsagentur und nicht mehr durch das Jobcenter betreut werden. Dadurch hätten die Jobcenter für die anderen Hartz-IV-Empfänger mehr Zeit.
Wichtig sei auch, die "Lebensleistung" der Betroffenen stärker anzuerkennen, sagte Kober. Sie sollten mehr Vermögen als bisher behalten dürfen und in selbstgenutzten Immobilien wohnen bleiben können. Auch teurere Autos sollten nicht mehr verkauft werden müssen.
Von den Jobcentern forderte Kober eine "Kaltakquise" von Arbeitsplätzen: Die Betreuer müssten gezielt auf Arbeitgeber zugehen und dort um Jobs für Hartz-IV-Empfänger werben. Verbessert werden müssten außerdem die Qualifizierungsmöglichkeiten für Betroffene.
Kober betonte, die FDP lehne Hartz IV nicht per se ab. Auch am System der Sanktionen bei Pflichtverletzungen wollten die Liberalen festhalten und lediglich einzelne Komponenten "abmildern".
Über den weiteren Umgang mit dem Hartz-IV-System wird seit Monaten diskutiert. Die SPD, unter deren Kanzler Gerhard Schröder die Hartz-IV-Reformen umgesetzt wurden, will das bisherige Arbeitslosengeld II ebenfalls durch ein "Bürgergeld" ersetzen. Laut einem Beschluss des Parteivorstands vor eineinhalb Wochen sollen dabei die Sanktionen gegen Hartz-IV-Empfänger zum Teil gestrichen werden.
Der Linken geht dieser Reformvorschlag nicht weit genug. Sie will unter anderem die Abschaffung aller Sanktionen und höhere Hartz-IV-Sätze. Dagegen warnt die Union davor, die Sanktionsmöglichkeiten abzuschaffen. Das Prinzip "Fördern und Fordern" im Umgang mit Arbeitslosen müsse erhalten bleiben.