Herausgegeben vom CEMO Centre - Paris
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"Die Referenz" interviewt den stellvertretenden Mufti von Kirgistan: Zamir Rakijew: "Unser Land kennt keinen Terrorismus, weil wir uns zur hanifitischen Rechtsschule bekennen."

Samstag 09.Juni.2018 - 11:30
Die Referenz
Abdelhadi Rabiee
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Kirgistan stellt eine Ausnahme unter den muslimischen Ländern dar, es gab dort also keine Terroranschläge, während alle anderen muslimischen Länder die Gefahr des Terrorismus ständig erleben. Die Zeitschrift "Al Manara" hat mit "Zamir Rakijew", dem stellvertretenden Mufti von Kirgistan, ein Gespräch geführt, um nach Lage der Muslime dort zu fragen und die Gründe dafür zu ermitteln, warum das Land vom Terrormonstrum gerettet ist.

 

Rakijew sagt in seinem Interview mit "die Referenz": "Der Terrorismus, dessen Gefahren alle Länder der Welt begegnen, und der keine Religion, keine Rasse und kein Glauben kennt, sondern Muslime und Nichtmuslime angreift, hat seinen Weg zum kirgisischen Inland überhaupt nicht gefunden."

 

Der stellvertretende Mufti erklärt weiter: "Wir haben 6 Millionen Einwohner, davon 90 % Muslime.Zudem haben wir 1000 Moscheen. Jedoch bekennen sich alle Muslime bei uns zur hanifitischen Rechtsschule, zu einem gemäßigten Islam. Deshalb kennt unser Land keinen Terrorismus."

 

Zu dem Plan seines Landes, extremistische Ideen zu bekämpfen, teilt er mit: "Seit drei Jahren haben wir eine Kampagnelandesweit geführt, um Missverständnisse und falsche Glaubenskonzepte zu korrigieren, sowie um die Menschen über gemäßigtes Denken zu belehren, und zwar durch religiöse DialogeFreitagsgebete undmithilfe von Predigten."

 

Rakijew hebt die aktive Rolle der religiösen Verwaltung hervor, die den kirgisischen Muslimen unter der Leitung des Obermuftis Maksat Toktomuschew dient. Dieseterritoriale Verwaltungsbezirk (Muftiat) kümmert sich um religiöse Fragen der Muslime in Kirgistan, betreut Moscheen, Religionsschulen und Universitäten.Außerdem folgt das Muftiat einer integrierten Strategiedurch ein hohes Personal von 3000 Mitarbeitern, darunter Imame, islamische Religionslehrer und Prediger."

 

Er fügt weiter hinzu: "Wir treffen uns jeden Monat regelmäßig zusammen, um in der Anwesenheit großer Gelehrten über den Monatsplan zu vereinbaren und zu sehen, wie wir bei jungen Leuten verbreitete, radikale Gedanken und terroristische Ideen bekämpfen können. Beispielsweise ist es in der letzten Zeit dem kirgisischen Staat – wegen der Wachsamkeit seiner Institutionen - gelungen, einen Kirgisen in Haft zu nehmen, der nach Syrien für Krieg gefahren ist. Jedoch wurde er davon abgehalten, seine Ideen unter den Jugendlichen zu verbreiten."

 

Rakijew meint, dass eine Landesleute nicht bereit bzw. nicht dazu fähig seien, extremistische Gedanken zu befolgen, nämlich weil sie Respekt vor Gelehrten haben und sich auf ihre Meinungen verlassen. Insbesondere weil Kirgisen nicht viel von Islam wissen, im Gegenteil zu anderen Muslimen in den arabischen Gesellschaften, die Arabisch können und deshalb mit ihren Gelehrten über religiöse Fragen diskutierenund ihre Ansichten bestreiten.

 

Zu dem internationalen Anti-Terror-Kampf bekräftigt er, dass sich alle Gelehrten in der ganzen Welt darüber einigen müssten, die Idee des Terrorismus abzulehnenund vernünftige Antworten auf Extremisten vorzubereiten, aus dem heiligen Koran,aus Sunna (Überlieferungen des Propheten),aus den Aussagen großer Gelehrten, aus der Geschichte und Wirtschaft des Islam sowie aus islamischer Politik.

 

Rakijew unterstreicht die Wichtigkeit, wissenschaftliche Konferenze unter den muslimischen Ländernregelmäßig abzuschließen, auch in den Ländern, die bis jetzt keinen Terrorismus kennen; und zwar im Sinne von "Vorbeugen ist besser als Heilen". In diesem Zusammenhang weist er darauf hin, dass sein Land vor kurzem eine Konferenzeinberufen hat, an der (Religions)-Wissenschaftler aus mehr als 20 Ländern teilgenommen haben.

 

Terrorismus und Islamophobie

 

Rakijew erklärt weiter, dass der Grund für Verbreitung radikaler Ideen darin bestehe, dass sich die Jugendlichen über die Ansichten muslimischer Gelehrten uneinig seien.Deswegen wüscht er, dass alle Gelehrten der Welt darin einig sein müssten, dass Terrorismus keinen Platz im Islam habe und dass er keine Heimat kenne. Weiter warnt er vor der Gefahr des Extremismus, denn diesedem Islam vielmehr schade, als ihm angeblich nütze - wie diese Extremisten irreführend glauben. Das Auftreten von solchen Konzeptionen wie "Islamophobie"soll ein Zeichen für diese Gefahr darstellen.

 

Rakijew betont in seinem Gespräch die wichtige Rolle der Al-Azhar-Institution, die viel Wert auf den Anti-Terror-Kampflege. Al-Azhar habe eine historische, weltweit anerkannte Rolle gespielt, um ein moderates Denken zu verbreiten und perverse, extremistische Ideen zu bekämpfen. Er sagt weiter: "wir achten ständig auf die Teilnahme an ihrer Konferenzenund schicken unsere Studenten für Studium dort an der Al-Azhar Universität.Als wir einst für die Einigung über die Worte der Gelehrten plädierten, meinten wir doch damit die gemäßigten Wissenschaftler wie die Al-Azhar-Gelehrten."

 

Samir Rakijew beendete seine Rede mit der Hervorhebung der ägyptischen Rolle unter der Führung des Präsidenten Abdel Fattah Elsisi, insbesondere bei der Bekämpfung des Terrorismus und der radikalen Gedanken. Er lobte zudem die Ergebnisse der Operation Sinai 2018 und wünschte den mutmaßigen Soldaten Heil, welche den Terrorismus im Namen der ganzen Welt befehlen.

 

In diesem Zusammenhang ist es besonders erwähnenswert, dass Kirgistan schon früh Sondermaßnahmen ergriffen hat, um die Verbreitung extremistischer Gedankenzu verhindern und den Terrorismus von Grund auf auzurotten.In einer später erscheinenden Verbalnote des ständigen VN-Delegierten von Kirgistan wurden dieseMaßnahmen erwähnt, die der Staat seit 2002 getroffen hat.

 

In dieser Verbalnote steht folgendes: "Kirgistan hat alle sich in seinem Hoheitsgebiet befindenden Gelder, finanziellen Vermögenswerte und wirtschaftlichen Ressourcen eingefroren, die im Eigentum oder unter der direkten oder indirekten Kontrolle dieser Terrorgruppen und Personen stehen oder die von Einrichtungen gehalten werden, die im Eigentum oder unter der direkten oder indirekten Kontrolle dieser Personen oder von Personen stehen, die in ihrem Namen oder auf ihre Anweisung handeln; eswird sicherstellen, dass seine Staatsangehörigen oder Personen innerhalb seines Hoheitsgebiets für die genannten Personen oder Einrichtungen oder zu ihren Gunsten keine Gelder, finanziellen Vermögenswerte oder wirtschaftlichen Ressourcen zur Verfügung stellen; es wird den Zutritt oder Durchtritt dieser Personen zu seinem Hoheitsgebiet verbieten." 

 

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