Umfrage: Grünen und SPD profitieren von ihrem Kurswechsel in letzter Zeit
Berlin (Welt) - Bei ihrem „Werkstattgespräch“ vor einer Woche kündigte die CDU einen Kurswechsel in der Flüchtlings- und Migrationspolitik an. Der Wähler honoriert diesen noch nicht – im Gegenteil. In der neuen Forsa-Umfrage verliert die Union im Vergleich zur vergangenen Woche zwei Punkte und fällt auf 29 Prozent.
Besonders groß war der Rückgang mit jeweils minus vier Prozentpunkten bei den Frauen und den 18- bis 29-Jährigen. Demnach sind die Verluste der Union vor allem auf Abwanderungen zu den Grünen zurückzuführen. Nach den angekündigten Verschärfungen des Asylrechts wollen elf Prozent der CDU-Wähler lieber den Grünen ihre Stimme geben, die ihren Anteil um zwei Prozentpunkte auf 21 Prozent steigern können.
Ebenfalls um zwei Prozentpunkte auf jetzt 17 Prozent verbessert sich die SPD nach ihrem deutlichen Kurswechsel in der Sozialpolitik. In den vergangenen Jahren verlorene Wähler aus der politischen und gesellschaftlichen Mitte konnte die SPD durch ihren Linksschwenk bislang kaum zurückgewinnen. Dafür kehren Wähler von links zurück.
Die beiden Parteien der großen Koalition haben auch nach ihren angekündigten Kurskorrekturen in der Flüchtlings- beziehungsweise Sozialpolitik ein gemeinsames Problem: Mit 49 Prozent ist die Hälfte ihrer derzeitigen Anhänger über 60 Jahre alt, und nicht einmal ein Viertel (22 Prozent) ist jünger als 45 Jahre. Damit hat sich der Trend der Überalterung der Wählerschaft von CDU und SPD nach der Bundestagswahl 2017 noch verstärkt. Denn damals waren laut repräsentativer Wahlstatistik 44,6 Prozent der CDU- und 43,9 Prozent der SPD-Wähler über 60 Jahre alt.
Von dieser Entwicklung profitieren die Grünen. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen sind sie mit 27 Prozent die stärkste politische Kraft – vor der Union mit 22 und SPD mit 13 Prozent.
Linke liegt nur noch bei sechs Prozent
Durch die Orientierung eines Teils ihrer Wähler in Richtung SPD verliert die Linke zwei Prozentpunkte. Mit jetzt sechs Prozent kommt sie damit der Fünf-Prozent-Hürde gefährlich nahe – so schwach schnitt die Partei bei der Forsa-Umfrage zuletzt Anfang August 2012 ab. Die AfD liegt in der Umfrage unverändert bei zwölf, die FDP bleibt bei zehn Prozent. Auch der Wert aller sonstigen Parteien zusammen liegt stabil bei fünf Prozent.
In den Umfragen anderer Institute des vergangenen Monats liegt die Union zwischen 29 und 31,5 Prozent, die Grünen zwischen 15 und 20 Prozent, die SPD zwischen 14 und 19 Prozent, die AfD zwischen zwölf und 14 Prozent, die FDP zwischen acht und zehn Prozent, die Linke zwischen acht und 10,5 Prozent sowie die sonstigen Parteien zusammen zwischen 3,5 und fünf Prozent.