Papst hat den Erzbischof von Washington wegen sexueller Vergehen aus dem Priesteramt entlassen
Berlin (T-Online) - Wenige Tage vor einem Vatikan-Spitzentreffen über Missbrauchsfälle hat Papst Franziskus den emeritierten Erzbischof von Washington wegen sexueller Vergehen aus dem Priesteramt entlassen.
Der 88-jährige Theodore McCarrick sei in einer Untersuchung der Glaubenskongregation des sexuellen Fehlverhaltens im Umgang mit Minderjährigen und Erwachsenen schuldig befunden worden, hieß es in einer Mitteilung. Erschwerend komme der Umstand des Machtmissbrauchs hinzu. Der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, kritisierte die Kirchenführung von Franziskus in einem "Spiegel"-Interview scharf.
Die Versetzung in den Laienstand ist eine der härtesten Strafen für Geistliche. Der Vatikan hatte McCarrick bereits im Juni 2018 die Erlaubnis entzogen, Gottesdienste zu feiern. Einen Monat später akzeptierte Franziskus dessen Rücktritt aus dem Kardinalskollegium. Der Papst hatte ihm unter dem Druck der Missbrauchsvorwürfe Hausarrest verordnet. McCarrick wurde in seiner Heimat vorgeworfen, Minderjährige und Priesteranwärter missbraucht zu haben. Im Zuge des Skandals war auch sein Nachfolger, Kardinal Donald Wuerl, zurückgetreten.
Papst Franziskus in der Kritik
In der Affäre war auch Franziskus in die Kritik geraten. Der konservative Erzbischof Carlo Maria Viganò hielt dem Pontifex vor, die Vorwürfe gegen McCarrick lange ignoriert und Sanktionen gegen diesen gar rückgängig gemacht zu haben. Der Heilige Stuhl war nach eigenen Angaben im September 2017 vom Erzbistum New York informiert worden, dass ein Mann McCarrick beschuldigt hatte, ihn in den 1970er Jahren missbraucht zu haben.
Im Sommer 2018 hatte die Staatsanwaltschaft des US-Bundesstaats Pennsylvania einen großangelegten Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche der USA offengelegt: Mehr als 300 Priester sollen sich in den vergangenen 70 Jahren an mehr als 1.000 Kindern und Jugendlichen vergangen haben. Weitere Fälle wurden in anderen Bundesstaaten aufgedeckt.
Der Ponifex hat die Spitzen der Bischofskonferenzen aus aller Welt vom 21. bis 24. Februar in den Vatikan einberufen, um über die zahlreichen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche zu sprechen. Bei dem Treffen solle es zu allererst darum gehen, ein Bewusstsein für das "Drama" zu schaffen, hatte Franziskus gesagt.
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Kardinal Müller sagte dem "Spiegel" mit Blick auf die Missbrauchsfälle: "Wer sich nicht beherrschen kann, ist für das Priesteramt nicht geeignet." Schönreden nütze da nichts, fügte er hinzu.
"Übrigens bin ich der Meinung, dass kein Mensch gottgewollt als Homosexueller geboren wird." In Richtung Papst sagte er, Franziskus dürfe nicht der Versuchung erliegen, "jene Gruppe, die sich mit ihrem Progressismus brüstet, gegen den Rest der Kirche auszuspielen". Müller saß mehrere Jahre der Glaubenskongregation vor, bevor der Papst seine Amtszeit im Juli 2017 überraschend nicht verlängerte.