Jeder zweite Abzuschiebende wird am Termin der Rückführung nicht angetroffen
Berlin (Welt) - Jeder zweite Abzuschiebende wird am Termin der Rückführung nicht am Meldeort angetroffen. Das geht aus einer internen Auswertung der Bundespolizei hervor, die WELT AM SONNTAG vorliegt. Demnach wurden bis Ende Mai von rund 23.900 angekündigten Rückführungen nur rund 11.100 vollzogen.
Von den rund 12.800 in der letzten Phase gescheiterten Abschiebungen wurden etwa 11.500 Personen „nicht angetroffen“ oder waren dauerhaft untergetaucht.
In den übrigen rund 1300 gescheiterten Fällen musste die Maßnahme abgebrochen werden; in etwa 150 Fällen lehnte der Pilot die Mitnahme der Personen ab. In mehr als 500 Fällen wurde die Abschiebung wegen aktiven oder passiven Widerstands abgebrochen – eine Steigerung um mehr als 200 Prozent im Vergleich zu 2017.
Die meisten der gescheiterten Rückführungen betrafen Personen aus Nigeria und Guinea (jeweils über 60), Somalia (über 50), Syrien (über 40), Sierra Leone, Gambia, Marokko, Irak und Eritrea (jeweils über 30).
Im Vergleich zum Vorjahr gab es mit rund 23.900 angekündigten Rückführungen zwar 17 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Doch es wurden nur rund 11.100 tatsächlich vollzogen – vier Prozent weniger als im Jahr zuvor.
Die meisten Abschiebungen gelangen nach Albanien (über 1000), Serbien (über 700), Kosovo (über 600), Irak, Mazedonien und Russische Föderation (jeweils über 500), Georgien und Afghanistan (jeweils über 400).
Alle genannten Angaben beziehen sich auf die letzte Phase einer Abschiebung, wenn sie der Bundespolizei schon angekündigt und vorbereitet wurde.
Ernst G. Walter, der Vorsitzende der DPolG-Bundespolizeigewerkschaft, sagt: „Es verursacht der Bundespolizei einen enormen Aufwand, dass jeder zweite angekündigte Abzuschiebende von den zuständigen Landes- und Kommunalbehörden ihr nicht zugeführt wird.“ Das Abtauchen lasse sich nur durch eine „viel stärkere Nutzung der Abschiebungshaft“ verhindern.