Der Flugverkehr normalisiert sich am Hamburger Flughafen
Hamburg (NDR) - Ein ganztägiger Warnstreik des Bodenpersonals hat am Montag den Flugverkehr am Hamburger Flughafen weitgehend lahmgelegt - und auch einen Tag später noch für Ausfälle gesorgt. Am Dienstag wurden 13 von 370 Flügen abgesagt, wie eine Sprecherin des Flughafens am Mittag mitteilte. Darunter waren zehn Abflüge, weil die Fluggesellschaften ihr Fluggerät nicht rechtzeitig nach Hamburg bringen konnten. Am Montagnachmittag waren alle geplanten Landungen abgesagt werden, weil die Abfertigung der Flüge mit den verbliebenen Beschäftigten nicht mehr gewährleistet werden konnte.
Der Hamburg Airport bat alle Passagiere, sich vorab bei ihrer Fluggesellschaft zu informieren. "Wir gehen davon aus, dass sich im Laufe des Tages der Flugplan normalisiert", sagte Pressesprecherin Katja Bromm. Am Montag waren 220 von 388 am Montag geplanten Flugbewegungen gestrichen worden, wie der Flughafen mitteilte. Bis zu 50.000 Passagiere waren betroffen, von denen rund 12.000 gar nicht fliegen konnten.
Zu dem ganztägigen Warnstreik aufgerufen hatte die Gewerkschaft ver.di - dieses Mal legten die rund 1.000 Mitarbeiter des Bodenpersonals die Arbeit nieder. Sie arbeiten in der Gepäckabfertigung, reinigen die Flugzeuge oder fahren die Busse auf dem Vorfeld. Vor rund zwei Wochen hatte ein Streik des Sicherheitspersonals am Hamburger Flughafen bereits zu erheblichen Beeinträchtigungen geführt. Für diese Mitarbeiter gibt es inzwischen einen Tarifabschluss.
Grund für den erst am Sonntagnachmittag angekündigten Warnstreik war das nach Ansicht von ver.di unzureichende Angebot der Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde mit dem Arbeitgeberverband Arbeitsrechtliche Vereinigung Hamburg (AVH).
"Wir sind in laufenden Verhandlungen und wollten am Freitag ein neues Angebot vorlegen, was wir auch tun", sagte Bromm. "Für einen unangekündigten Warnstreik, so einen massiven 24-stündigen Warnstreik, ist natürlich das Verständnis hier am Flughafen ganz gering."
Der für die Bodenverkehrsdienste zuständige Flughafen-Manager Christian Noack attackierte die Gewerkschaft ebenfalls scharf. "Dieser unangekündigte 24-Stunden-Streik ist zum jetzigen Stand der Tarifverhandlungen völlig überzogen und maßlos", erklärte er.
Mit deutlicher Kritik reagierte auch der Flughafenverband ADV. "Mir fehlt jedes Verständnis dafür, dass ver.di seine Interessen auf dem Rücken der Reisenden austrägt", sagte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. "Es ist unvertretbar, dass eine kleine Berufsgruppe einen ganzen Flughafen lahmlegt und durch unangemessene Partikularinteressen das Lohngefüge komplett durcheinanderbringt."
Ver.di fordert für die fast 1.000 Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste eine monatliche Tariferhöhung von 275 Euro für alle. "In den Tarifverhandlungen wurde uns mitgeteilt, dass 140 Euro mehr pro Flieger verlangt werden müssten", sagte eine ver.di-Sprecherin. Bei durchschnittlich 124 Passagieren pro Flug sei das nur etwa ein Euro pro Fluggast, um die Forderungen der Gewerkschaft vollständig erfüllen zu können. "35 Leute sind mit der Abfertigung einer Maschine beschäftigt. Da müssen sich die Menschen auch mal überlegen, wie viel sie für ihr Ticket zahlen", sagte sie. Neben Hamburg verhandelt ver.di derzeit auch an den Flughäfen Düsseldorf, München, Bremen und Hannover über Haustarifverträge.