Russland warnt Europa vor einer möglichen Konfrontation wegen des INF-Vertrages
Berlin (Faz) - Im Streit um den wichtigen Abrüstungsvertrag für atomare Mittelstreckenwaffen warnt Russland Europa vor einer möglichen Konfrontation. Europa werde bei einer Stationierung von amerikanischen Mittelstreckenraketen zum Austragungsort des Konflikts, teilte das russische Außenministerium in Moskau am Montag mit.
„Das Ende des Vertrages wird weitreichende Auswirkungen auf die gesamte europäische Sicherheitsarchitektur haben.“ Sollten die europäischen Partner der Vereinigten Staaten an einem Erhalt des Abkommens interessiert sein, dürften sie nicht blind dem Kurs der amerikanischen Politik folgen, hieß es.
Die Nato-Partner Amerikas hatten sich zuvor geschlossen hinter deren Entscheidung zum Ausstieg aus dem sogenannten INF-Vertrag zum Verzicht auf landgestützte atomare Mittelstreckenwaffen gestellt. Die Allianz warf Russland vor, den Vertrag zu verletzen.
Moskau setzte den Vertrag daraufhin ebenfalls aus und kündigte den Bau von Hyperschall-Marschflugkörpern mit mittlerer Reichweite an. Der INF-Vertrag läuft in sechs Monaten endgültig aus. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte aber bereits angekündigt, keine Gespräche mehr mit Washington aktiv zu suchen.
Außenminister Sergej Lawrow sagte, die Vereinigten Staaten müssten die Verantwortung für das bevorstehende Ende des Vertrages übernehmen. „Erst dann sind die Türen wieder offen. Wir werden dann über alles verhandeln“, sagte der russische Chefdiplomat bei einem Besuch in Bischkek der Agentur Interfax zufolge. Er wolle aber nicht von einem neuen Kalten Krieg sprechen. „Es ist eine Zeit, in der die Vereinigten Staaten entschieden haben, das gesamte Waffenkontrollsystem zu zerstören. Das ist bedauerlich.“