Papst Franziskus beginnt historischen Besuch in Abu Dhabi
Berlin (Welt) - Papst Franziskus bricht Sonntagmittag zu einem historischen Besuch in die Vereinigten Arabischen Emirate auf. Noch nie zuvor war ein Katholiken-Oberhaupt zu Besuch auf der Arabischen Halbinsel. Bis Dienstag wird der Pontifex Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten besuchen.
Im Zentrum der Reise in das islamische Land steht ein interreligiöses Treffen, das am Montag beginnt. Daran sollen Hunderte Vertreter verschiedener Religionen teilnehmen. Franziskus fördert seit Beginn seiner Amtszeit den Dialog von Muslimen und Katholiken.
Es warten aber auch heikle Themen auf den 82-jährigen Argentinier, wie zum Beispiel der Krieg im Jemen. Die Emirate sind dort Teil der von Saudi-Arabien angeführten Militärallianz. Bei den Angriffen kommen immer wieder Zivilisten ums Leben. Mit Spannung war erwartet worden, ob sich Franziskus zu dem Konflikt äußern würde.
Kurz vor seinem Abflug äußerte er sich: „Ich verfolge mit großer Sorge die humanitäre Krise im Jemen. Die Bevölkerung ist erschöpft von dem langen Konflikt und viele Kinder leiden an Hunger. Beten wir kräftig. Das sind Kinder – die Hunger haben, die Durst haben, die keine Medizin haben, die in Gefahr sind zu sterben.“ Die Emirate sind Teil der von Saudi-Arabien angeführten Militärallianz in dem verheerenden Bürgerkrieg.
„Ich appelliere an die beteiligten Parteien und an die internationale Gemeinschaft, mit Dringlichkeit zur Einhaltung der erzielten Vereinbarungen beizutragen, die Verteilung von Nahrungsmitteln sicherzustellen und für das Wohl der Bevölkerung zu arbeiten“, sagte Franziskus. Der Jemen-Krieg hat sich seit 2015 nach UN-Angaben zur schwersten humanitären Krise der Welt ausgewachsen.
Im Gegensatz zu anderen arabischen Staaten wie zum Beispiel Saudi-Arabien sind Christen in den Emiraten frei, ihre Religion auszuüben und Kirchen zu bauen. Der Vatikan spricht von etwa 900.000 Katholiken in dem Land, rund zehn Prozent der Bevölkerung. Ein Großteil der Bevölkerung sind Migranten, die vor allem aus Asien zum Arbeiten in reiche Städte wie Abu Dhabi oder Dubai gekommen sind. Die Kluft zwischen Arm und Reich und Migration im Allgemeinen sind weitere Themen, die Franziskus am Herzen liegen.
Die Emirate wollen mit dem Besuch Toleranz demonstrieren. Organisationen wie Amnesty International weisen jedoch auch auf Menschenrechtsverstöße hin; Aktivisten säßen in Haft. Auch gilt in den Emiraten noch die Todesstrafe – eine Maßnahme, die Franziskus strikt ablehnt.
Amnesty erklärte, die Emirate versuchten, sich mit dem Pomp um den Besuch einen Anstrich der Toleranz zu geben. „Es braucht mehr als symbolische Treffen, um die entsetzliche Menschenrechtslage in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu übertünchen“, sagte Nahost-Expertin Lynn Maalouf in einer Mitteilung.
Nach der Ankunft stehen am Sonntag keine Termine für den Papst an. Am Montag wird er offiziell von Kronprinz Mohammed bin Said Al Nahjan empfangen. Danach steht ein Treffen mit dem Muslimischen Ältestenrat in der Scheich-Said-Moschee an. Abschließend hält Franziskus auf dem interreligiösen Treffen eine Ansprache. Am Dienstag werden zu einer Messe in einem Sportstadion rund 130.000 Gläubige erwartet – viele sollten auch aus den Nachbarstaaten anreisen.