Maas: Es ist mir „am allerliebsten“, wenn die Briten in der EU blieben
Berlin (Faz) - Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) erwartet nicht, dass sich der Austritt Großbritanniens aus der EU doch noch abwenden lässt. Es wäre ihm zwar „am allerliebsten“, wenn die Briten in der EU blieben, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Europäer sollten sich aber „keine Illusionen“ machen. „Die Wahrscheinlichkeit eines Exits vom Brexit ist außerordentlich gering.“
Die von London geforderten Nachverhandlungen über die Austrittsbedingungen schloss Maas aus. „Wenn die Briten einen ungeregelten Brexit vermeiden wollen, liegt unser Angebot auf dem Tisch“, sagte Maas. „Wir haben ein faires Brexit-Abkommen ausgehandelt.“
May will nach Brüssel reisen
Dieser Vertrag sei bereits ein Kompromiss, besonders auch mit Blick auf die Regelungen für die Grenze zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland. „Es darf nicht zu einer harten Grenze zur Republik Irland kommen. Wir dürfen nicht riskieren, dass der Nordirland-Konflikt wieder aufflammt“, warnte der Außenminister.
Die britische Premierministerin Theresa May sucht unterdessen eine pragmatische Lösung mit der EU über den Ausstieg Großbritanniens. „Wenn ich nach Brüssel zurückkehre, werde ich für Großbritannien und Nordirland kämpfen. Ich werde mit einem frischen Mandat ausgestattet sein, neuen Ideen und einer neuen Entschlossenheit, eine pragmatische Lösung zu vereinbaren, die den Brexitermöglicht, für den das britische Volk gestimmt hat, schrieb sie in einem Gastbeitrag für den „Sunday Telegraph“.
Es wird erwartet, dass May in den kommenden Tagen nach Brüssel reist, um den in Großbritannien umstrittenen Ausstiegsvertrag aufzuhebeln. Die Mehrheit der Abgeordneten im Unterhaus hatte May am Dienstag einen entsprechenden Auftrag gegeben. Verhasst ist einigen insbesondere die Regelung für Nordirland. Abgeordnete fürchten eine Zweiteilung des Königreichs und votierten Mitte Januar gegen das Abkommens mit der EU. Deren Spitzen lehnen neue Verhandlungen über den Brexit-Vertrag aber ab.