Schröder hält Sigmar Gabriel für den „begabtesten Politiker, den die SPD hat“
Berlin (Welt) - Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder plädiert dafür, angesichts der schweren Krise der SPD wieder stärker auf Ex-Außenminister Sigmar Gabriel zu setzen. „Sigmar Gabriel ist vielleicht der begabteste Politiker, den wir in der SPD haben“, betonte Schröder in einem Gespräch mit dem „Spiegel“.
„Er ist nur in der Partei ein paar Leuten zu fest auf die Füße getreten. Er muss selbst entscheiden, ob er noch einmal eine stärkere Rolle spielen will. Aber die SPD könnte von seinen Fähigkeiten nach wie vor profitieren.“
Schröder sprach sich dafür aus, die nächste Kanzlerkandidatur über eine Urwahl zu klären. „Die SPD hat mit der Urwahl gute Erfahrungen gemacht“, sagte er. „Eine Urwahl mobilisiert und schafft einen guten Background für den Wahlkampf.“ Der Kandidat müsse über ökonomische Kompetenz verfügen.
Schröder wirft Nahles „Amateurfehler“ vor
Auf die Frage, ob Parteichefin Andrea Nahles über diese Kompetenz verfüge, sagte er: „Ich glaube, das würde nicht mal sie selbst von sich behaupten.“ Kritik übte Schröder auch an ihren sprachlichen Ausrutschern wie der Formulierung „Bätschi“. „Das sind Amateurfehler“, sagte Schröder. „Sie war damals zwar noch nicht Vorsitzende, aber so drückt man sich einfach nicht aus.“
Mit einer Korrektur von Hartz IV, wie sie die SPD derzeit plant, zeigte sich Schröder einverstanden. „Klar ist, dass man dort, wo es Fehlentwicklungen gibt, immer wieder korrigieren muss“, sagte der Sozialdemokrat.
Man dürfe nur die Arbeitslosenversicherung nicht wieder an den Abgrund führen, indem man etwa alle Sanktionen abschaffe. „Aber warum sollen Jugendliche mit schärferen Sanktionen belegt werden als Ältere? Ich finde es auch in Ordnung, darüber nachzudenken, wie man diejenigen, die 30 Jahre gearbeitet und plötzlich ihren Job verloren haben, länger im Arbeitslosengeld I halten kann“, sagte er.