Moderator geht in Rente, nachdem er von Erdogan öffentlich kritisiert wurde
Istanbul (Dpa) - Nach Kritik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zieht sich der prominente Moderator Fatih Portakal aus dem Fernsehgeschäft zurück. Er werde in Rente gehen, kündigte Portakal am Mittwoch via Twitter an. „So, jetzt ist es offenbar an der Zeit, den Stuhl zu räumen. Nicht nur Kommen, auch Gehen muss gelernt sein. Gratulation zu meiner Rente“, schrieb er.
Auf Portakal lastete zuletzt wegen kritischer Äußerungen großer politischer Druck, unter anderem hatte Erdogan ihn verbal angegriffen. Offen blieb zunächst, ob sich der Moderator deswegen zurückzieht.
Erst Ende Dezember hatte die türkische Rundfunkbehörde Portakals Sender Fox TV mit Strafen belegt. Grund war eine Nachrichtensendung des Moderators: Er hatte darin die Frage gestellt, ob sich wegen des politischen Drucks in der Türkei überhaupt jemand auf die Straße trauen würde, um etwa gegen steigende Gaspreise zu demonstrieren.
Erdogan warf Portakal daraufhin in einer Rede vor, zum Protest aufzurufen. Er nannte den Moderator, dessen Nachname „Orange“ bedeutet, dabei nicht bei vollem Namen. Erdogan sprach lediglich von einer „Orange“ oder „Zitrusfrucht“ und drohte: „Kenne Deine Grenzen“.
Auch gegen den Sender Halk TV hatte die Rundfunkbehörde Ende Dezember Strafen verhängt. In dem Fall ging es um kritische Äußerungen der Schauspieler Metin Akpinar und Müjdat Gezen in einer Sendung. Gegen die beiden laufen Ermittlungen wegen Beleidigung Erdogans.