Merkel zum Holocaust-Gedenktag: keinerlei Toleranz gegenüber Antisemitismus und Hass
Berlin (Tagesschau) - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat anlässlich des Holocaust-Gedenktags dazu aufgerufen, keinerlei Toleranz gegenüber Antisemitismus und Hass zu zeigen. "Dieser Tag lässt uns daran erinnern, was Rassenwahn, Hass und Menschenfeindlichkeit anrichten können", sagte Merkel in ihrem wöchentlichen Video-Podcast. Jeder Einzelne in der Gesellschaft habe die Aufgabe, "auch Verantwortung dafür zu tragen, dass wir null Toleranz gegen Antisemitismus, Menschenfeindlichkeit, Hass und Rassenwahn zeigen". "Und das ist leider in unserer heutigen Zeit wieder von großer Dringlichkeit."
Antisemitismus zeige sich durch Hass auf Juden durch die hiesige Bevölkerung, aber auch durch zugewanderte Muslime, sagte Merkel. Sie verwies auf das 2018 geschaffene Amt des Beauftragten der Bundesregierung für den Kampf gegen Antisemitismus und auf die geplante bundesweite Meldestelle für judenfeindliche Übergriffe.
Der Judenhass habe wieder zugenommen, sagte die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, der "Passauer Neuen Presse". "Wir erleben ihn von allen Seiten - von der politischen Linken, von Rechtsextremen wie der AfD und von Muslimen, die den Judenhass mit einer Israelfeindlichkeit verbinden."
Es fehle immer noch der "große gesellschaftliche Widerstand", monierte die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland und forderte einen "Aufschrei der gesellschaftlichen und politischen Institutionen" gegen einen wachsenden Antisemitismus in Europa und speziell in Deutschland.
Der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, äußerte die Sorge, dass das gesellschaftliche Klima nicht nur mit "antisemitischem Hass vergiftet" werde: "An die Stelle von Empathie und Toleranz tritt Abgrenzung, Neid und aggressiver Hass", so Heubner.
Der 27. Januar ist der Internationale Holocaust-Gedenktag. An dem Tag wird der sechs Millionen ermordeten europäischen Juden gedacht, der Sinti und Roma, der Zwangsarbeiter und der vielen anderen Opfer des Nationalsozialismus. Am 27. Januar 1945 hatten sowjetische Soldaten die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz befreit. Das Lager steht symbolhaft für die NS-Verbrechen.
Auch der Bundestag erinnert jährlich in einer Gedenkstunde an die Opfer. Sie findet diesmal am kommenden Donnerstag statt. Merkel bezeichnete den Gedenktag als "ein Tag der Mahnung, damit sich so etwas niemals wiederholt." In Zukunft werde es darauf ankommen, Gedenken neu zu gestalten, weil die Zeitzeugen immer weniger werden.