Merkel-Kabinett investiert 280 Millionen Euro in einem neuen Flugzeug
Berlin (Welt) - Zuletzt machte die Flugbereitschaft des Bundes vor allem durch Pannen von sich reden. Nun soll erstmals ein neuer Großraumjet direkt von Airbus gekauft werden, statt wie derzeit gebrauchte und dann umgebaute Modelle von der Lufthansa zu nutzen.
Auf WELT-Anfrage bestätigte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums, dass in den nächsten Wochen hierzu eine Entscheidung getroffen werden soll. Diese liege bisher noch nicht vor. Nach Brancheninformationen will das Ministerium eines der neusten Airbus-Modelle beschaffen – den Airbus A350-900.
Branchenkenner weisen darauf hin, dass selbst bei einer Auslieferung eines nagelneuen Modells in diesem Jahr es bis zum direkten Einsatz in der Flotte noch bis 2021/2022 dauern würde. Mit dem Einsatz eines neuen Airbus-Modells könnte dann mindestens eine der beiden bisherigen älteren Airbus A340-300 Flugzeuge ausgemustert werden. Ein Airbus-Sprecher verwies auf Anfrage darauf, dass der europäische Flugzeughersteller keine Kundengespräche kommentiere.
Listenpreis liegt bei 280 Millionen Euro
Das moderne A350-900-Modell bietet mit einer gewöhnlichen Drei-Klassen-Bestuhlung Platz für 325 Passagiere. Regierungsflugzeuge haben aber eine andere Inneneinrichtung und verfügen über mehr Sicherheitstechnik. Das A350-Modell gilt mit seinen zwei Triebwerken und moderner Technik vor allem als zuverlässiger und wirtschaftlicher als die zwei älteren A340-Modelle mit ihren vier Triebwerken. Mit einer Reichweite von rund 15.000 Kilometern würde die neue Kanzler-Maschine auch problemlos große Distanzen überwinden können.
Laut Preisliste kostet eine A350-900 rund 317 Millionen Dollar, umgerechnet etwa 280 Millionen Euro. Hinzu kämen die Kosten für die Innenausstattung. Wie viel diese kosten wird ist unklar. Im Vergleich zur US-Präsidentenmaschine wird das Airbus-Modell auf jeden Fall günstiger. So lässt US-Präsident Donald Trump derzeit für etwa 3,9 Milliarden Dollar zwei neue Boeing-Jumbo-Jets zu neuen Präsidenten-Maschinen ausbauen.
Mit einer Airbus-Neuanschaffung soll offensichtlich verhindert werden, dass die Flugbereitschaft des Bundes durch ihre Pannen weltweit weiter für Schlagzeilen sorgt. So musste Bundeskanzlerin Angela Merkel im Dezember zum G-20-Gipfel nach nach Buenos Aires per Linienflug reisen, weil beim Regierungsflieger A340-300 mit dem Taufnamen „Konrad Adenauer“ der Strom ausfiel und bei einer Ersatzmaschine die Crew nach den Arbeitszeiten nicht mehr fliegen durfte.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen kündigte daraufhin in der „Bild am Sonntag“ an, dass Langstreckenflugzeuge beschafft wurden. „Dass die Kanzlerin verspätet zu G 20 kam, war bitter. Damit sich so etwas nicht wiederholt, stocken wir jetzt bei den Besatzungen auf und prüfen die Beschaffung von ein oder zwei weiteren Flugzeugen für die Langstrecke.“