Die Bundesregierung verhängt neue Sanktionen gegen Iran
Berlin (Süddeutsche) - Die Bundesregierung verhängt neue Sanktionen
gegen Iran. Grund ist der Verdacht, dass der Geheimdienst des Landes
Mordanschläge in Europa verübt und weitere geplant hat. Nach Informationen von
Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR wird in dieser Woche das Luftfahrtbundesamt
in Braunschweig die Betriebserlaubnis für die iranische Mahan-Airline
aussetzen. Sie fliegt pro Woche aus Teheran dreimal Düsseldorf und einmal
München an. Das Auswärtige Amt teilte auf Anfrage mit, über "interne
politische Abstimmungsprozesse" gebe man "keine Auskunft".
Mahan steht seit 2011 auf einer Sanktionsliste der USA, seit Jahren
drängt die Regierung in Washington Verbündete, Mahan den Flugbetrieb zu
untersagen. Ihr Geschäftsführer, Hamid Arabnejad Khanooki, soll enge
Verbindungen zu den iranischen Revolutionsgarden haben. Mit den Mahan-Maschinen
werden nach US-Angaben Kämpfer, Waffen und Munition nach Syrien geflogen. Die
US-Regierung erklärte, die Fluggesellschaft habe zum "ungeheueren
menschlichen Leid" in Syrien beigetragen. Im Dezember hatte die
Bild-Zeitung berichtet, die Bundesregierung wolle der "Terror-Airline der
Mullahs" die Landerechte entziehen. Das Unternehmen dementierte, es gebe
"keine Anzeichen, dass die Meldung der Wahrheit entspricht".
Das Flugverbot geht über Sanktionen hinaus, die die EU bereits Anfang
des Monats verhängt hatte. Nach Erkenntnissen der Geheimdienste und
Ermittlungen der Justiz soll der iranische Geheimdienst in den vergangenen
Jahren höchstwahrscheinlich zwei Morde in den Niederlanden begangen und
Anschläge, etwa in Paris und Dänemark, geplant haben. In einen Fall war ein in
Österreich stationierter iranischer Botschaftsrat verwickelt, der im Juli 2018
auf einer bayerischen Autobahn verhaftet wurde. Inzwischen wurde er nach
Belgien ausgeliefert. Die iranische Regierung bestellte daraufhin den deutschen
Botschafter in Teheran ein. Nach den bisherigen Feststellungen soll der
Diplomat einen Bombenanschlag auf das Treffen einer iranischen
Oppositionsgruppe in Paris vorbereitet haben. Bei dem Treffen sprach auch der
frühere New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani, ein Vertrauter von US-Präsident
Donald Trump. Mit der Enttarnung eines mutmaßlichen iranischen Spions bei der Bundeswehr
haben die neuen Sanktionen wohl nichts zu tun.
In den vergangenen Jahrzehnten gab es immer wieder Mordanschläge des
iranischen Regimes in Europa, in Deutschland wurde deshalb sogar ein Haftbefehl
gegen einen iranischen Geheimdienstchef erlassen. Nach heftigem diplomatischen
Streit kam es jahrelang zu keinen weiteren Aktionen. Die jetzt aufgedeckten
Fälle beunruhigen die Bundesregierung daher erheblich. Bereits 2017 war bekannt
geworden, dass der iranische Geheimdienst den früheren SPD-Bundestagsabgeordneten
und langjährigen Vorsitzenden der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Reinhard
Robbe, ausspionierte. Nach Feststellungen der Justiz ging es auch hier um ein
mögliches Attentat. Robbe sagte, "man trachtete mir nach meinem
Leben". Die Regierung in Teheran nennt alle Vorwürfe stets eine
Verschwörung "der Feinde Irans".