Polizisten in Wiesbaden stehen unter Rechtsextremismus-Verdacht
Wiesbaden
(Hamburger Abendblatt) - Drohbriefe gegen eine türkischstämmige Anwältin,
Hitlerbilder und Hakenkreuze im WhatsApp-Chat – Teile von Hessens
Polizei stehen unter Rechtsextremismus-Verdacht. Nun hat die
Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen drei weitere Beamte eingeleitet.
Auch
sie werden verdächtigt, sich rechtsextremistisch geäußert zu haben. Damit haben
die Ermittler inzwischen elf hessische Polizisten im Visier, sagte der
Pressesprecher des Landes-Innenministeriums, Michael Schaich, am Freitag in
Wiesbaden.
Hinweise
auf die neuen Tatverdächtigen hätten sich bei Durchsuchungen der Wohnungen
zweier Polizisten am Donnerstag ergeben.
Die
aktuellen Fälle stünden allerdings in keinem Zusammenhang mit den zunächst fünf
vom Dienst suspendierten Frankfurter Polizisten, die in einer WhatsApp-Gruppe
Hitlerbilder, Nazisymbole und Ausländerhetzeausgetauscht haben sollen.
Gegen
sie wird seit vergangenem Oktober ermittelt. Hinweise auf die Urheber
des Drohschreibens an die türkischstämmige Frankfurter Rechtsanwältin, das
die Ermittlungen auslöste, gebe es bisher nicht, sagte Schaich.
Die
42-Jährige hatte Opfer des NSU vor Gericht verteidigt. Nach ersten Drohungen im
August erhielt sie kürzlich ein weiteres „NSU 2.0“-Drohschreiben, in
dem Bezug auf die Suspendierung der Polizisten genommen wurde. Unter anderem
wurde die Anwältin als „Türkensau“ beschimpft. Auch wurde gedroht, ihrer
Tochter den Kopf abzureißen.
Seit
vergangenem Dezember wird aufgrund der rechtsextremen
WhatsApp-Gruppe gegen zwei weitere Personen, darunter ein Polizist
aus Marburg, ermittelt. Dieser wurde ebenfalls vom Dienst suspendiert.
Davon
unabhängig wurden ebenfalls im Dezember die Ermittlungen gegen zwei
weitere Polizisten der Präsidien Ost- und Westhessen aufgenommen. Ein
Ordnungsamtsmitarbeiter habe rechtsextremistische Äußerungen von ihnen auf
einer Kirmes gemeldet.
Bei
einem der Beschuldigten wurden bei einer
Hausdurchsuchung Waffen und NS-Devotionaliengefunden. Auch diese
Beamten sind vom Dienst suspendiert.
Der
hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) hatte am Donnerstag im Hessischen
Landtag versichert, es werde „mit Hochdruck“ ermittelt. Für Rechtsextremismus
gebe es in der Polizei keinen Platz.
Die
per Fax verbreiteten Drohbriefe an die Frankfurter Anwältin und deren Tochter
und übrige Familie nannte der Minister „perfide“.