Merkel: Digitalisierung sei „viel mehr Chance, um Hunger zu bekämpfen
Berlin (Dpa) - Roboter in Ställen, präzises Düngen, genauere
Wetterprognosen: Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet Verbesserungen für die
Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung und den Umweltschutz durch eine
stärkere Digitalisierung der Landwirtschaft. Sie sei „viel mehr Chance, als
dass sie uns Angst machen muss“, sagte Merkel am Freitag bei einer
internationalen Agrarministerkonferenz auf der Grünen Woche in Berlin.
Nötig sei aber auch ein Rahmen, der Rechtssicherheit und Gerechtigkeit
bringe, sagte Merkel. Sie verwies unter anderen auf den Schutz und das Eigentum
von Daten. Damit Landwirte neue Möglichkeiten nutzen könnten, müsse eine
digitale Infrastruktur aufgebaut werden. „Da haben wir in Deutschland auch noch
viel zu tun.“ Es gehe dabei um ein möglichst schnelles Anschließen an das
schnelle Internet.
„Wir alle erleben, dass in den ländlichen Regionen das rein
marktwirtschaftlich nicht funktioniert, sondern wir brauchen hier auch
staatliche Unterstützung.“ Merkel machte deutlich, dass solche Zugänge allein
für die Bauernhöfe nicht reichten, sondern auch bis auf die Felder gebraucht
würden.
Bei der Grünen Woche dreht sich seit Freitag alles um Ernährung und
Landwirtschaft. Die weltgrößte Agrarmesse öffnete am Vormittag für das
Publikum, bis zum 27. Januar werden 400.000 Besucher erwartet.
Dabei standen zum Auftakt auch Probleme von Entwicklungsländern im
Blickpunkt. Dort müsse die Lebensmittelproduktion gesteigert werden, sagte
Merkel. Nötig seien bessere Marktzugänge und Kredit-Möglichkeiten. Zugleich
müssten neue Wege gefunden werden, um Umweltnachteile zu vermeiden. Dafür sei
internationale Zusammenarbeit wichtig. „Wer glaubt, er kann das für sein Land
alleine lösen und dabei andere über den Tisch ziehen, der wird grauenhaft
scheitern.“
it 1.750 Ausstellern aus 61 Ländern ist die Beteiligung an der Grünen
Woche laut Veranstalter so groß wie nie. Am Samstag wollen in Berlin anlässlich
der Messe Tausende für mehr Tier- und Naturschutz in der modernen
Landwirtschaft demonstrieren. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) lädt
zu einer internationalen Agrarministerkonferenz.
„Landwirtschaft geht uns alle an“, sagte Klöckner beim
Eröffnungsrundgang. Die Messe bringe städtische Sichtweise und ländliches
Kraftzentrum zusammen. Landwirte kamen auch mit Sorgen zur Messe. Immer mehr
Äcker im Osten geraten aus Sicht des Deutschen Bauernbunds in die Hand von
Kapitalanlegern. „Die Bauern können da gar nicht mithalten“, sagte Verbandspräsident
Kurt-Henning Klammroth. Der Verband vertritt Familienbetriebe. Spekulanten
setzten auf Rendite durch steigende Bodenpreise.