Ein Syrer wegen IS-Mitgliedschaft angeklagt
Koblenz (Dpa) - Ein junger Syrer hat zu Beginn eines Koblenzer
Prozesses den Vorwurf zurückgewiesen, vor seiner Flucht nach Deutschland für
die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gekämpft zu haben. "Ich habe mich
an keinem Kampf beteiligt", sagte der 27-Jährige am Donnerstag vor dem
Oberlandesgericht (OLG) laut eines Dolmetschers. "Das ist absurd."
Er sei von einem Zeugen aus seinem Heimatdorf, der inzwischen ebenfalls
in Deutschland lebt, denunziert worden: "Das ist ein Lügner." Der
Angeklagte ergänzte, er habe mit dem Zeugen einst in Syrien Streit um Felder
und dann in Deutschland um 50 Euro gehabt.
Die Anklage wirft dem 27-Jährigen vor, sich 2014 in Syrien dem IS
angeschlossen zu haben. Er soll sich an Gefechten in der syrischen Provinz
Hasaka und in der irakischen Stadt Mossul beteiligt haben. Nach der Eroberung
von Mossul soll er IS-Spitzel gewesen sein.
Oberstaatsanwalt Christopher do Paço Quesado erinnerte an die vielen
Kriegsverbrechen und Attentate, die dem IS vorgehalten werden. Einzelner
konkreter Gräueltaten werde der Angeklagte nicht beschuldigt. Für die Vorwürfe
gegen ihn gebe es indessen noch eine Reihe weiterer Beweise.
Der Syrer betonte, er sei bereits 2013 in die Türkei gegangen, um dort
als Bauschreiner zu arbeiten. 2015 habe seine Mutter den Bauernhof der Familie
verkauft, um ihm und seinem Bruder die Flucht vor dem syrischen Bürgerkrieg
nach Deutschland zu ermöglichen.