Steinmeier warnt vor dem erstarkenden Nationalismus
Berlin (Welt) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sieht eine Gefahr in einem erstarkenden Nationalismus. „Der Nationalismus ist ein ideologisches Gift, das in neuem Gewand nicht weniger giftig ist“, sagte er am Montag in seiner Neujahrsansprache vor dem Diplomatischen Korps in Berlin.
„Gerade wir in Europa werden das niemals vergessen. Sondern wir halten die Erinnerung wach und wir zeigen, dass wir aus unserer blutigen Geschichte gelernt haben“, erklärte das Staatsoberhaupt laut Redemanuskript im Schloss Bellevue.
In den internationalen Beziehungen scheine Fairness zunehmend abhandenzukommen, warnte Steinmeier vor den Diplomaten. Stattdessen habe die „Nullsummenlogik eines ‚jeder für sich‘, oder schlimmer noch: eines ‚jeder gegen jeden‘“, an Einfluss gewonnen. „Immer offener wird die Überzeugung infrage gestellt, dass Zusammenarbeit und feste Regeln allen Beteiligten nutzen.“
Stattdessen sollten freie und souveräne Staaten gemeinsame Regeln finden, forderte Steinmeier. „Sie müssen ihre Zusammenarbeit definieren, damit ihr Handeln nicht ein ums andere Mal in Konfrontation, in Feindseligkeit und letztlich in Krieg mündet, wie es in der Geschichte so oft und mit so schrecklichen Folgen geschehen ist.“ In einer vernetzten Welt sei solche Zusammenarbeit nur umso wichtiger.
Der Botschafter des Papstes in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, betonte die Rolle von politischer Stabilität in der Bundesrepublik auch mit Blick auf die Europäische Union und die übrige Welt.
Gegenwärtig gebe es an vielen Orten Krieg, Gewalt und vergessene Konflikte, sagte der Doyen des Diplomatischen Korps laut Redemanuskript. „In diesem Zusammenhang spielt Deutschland im Verbund mit der Europäischen Union und der Nato eine positive Rolle in der Förderung des Friedens, vor allem mit Hilfe des Dialogs.“
Eines der drängendsten Themen derzeit seien Flüchtlinge und Vertriebene, sagte Eterovic weiter. Deutschland setze seine Anstrengungen fort, viele Länder bei ihrer Entwicklung in finanzieller, technischer und personeller Hinsicht zu unterstützen, hob der Päpstliche Nuntius hervor. Die weltweiten Herausforderungen seien enorm: der Ruf nach Frieden, eine größere Gerechtigkeit zwischen armen und reichen Ländern sowie Umweltschutz zur Bewahrung der Schöpfung.