Horst Seehofer spricht über seinen größten politischen Fehler
Berlin (Spiegel) - Am 19. Januar soll Markus Söder auf einem CSU-Sonderparteitag zum neuen Parteichef gewählt werden, zum Nachfolger von Horst Seehofer. Dieser hat nun, kurz vor seinem Rückzug, in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" auf seine Zeit als Vorsitzender der bayerischen Partei zurückgeblickt.
Darin bezeichnete es der Bundesinnenminister als seinen größten politischen Fehler, schon nach seiner Wahl zum Ministerpräsidenten im Jahr 2013 gesagt zu haben, bei der nächsten Wahl nicht mehr kandidieren zu wollen. Seine damalige Ankündigung habe zu pausenlosen Personaldiskussionen geführt, sagte der 69-Jährige. "Das lähmte die inhaltliche Arbeit."
Das Risiko sei ihm bewusst gewesen, er habe den personellen Übergang jedoch anders gestalten wollen - und sei eines Besseren belehrt worden, sagte Seehofer. "Man darf als Politiker nicht ankündigen, dass man aufhören will."
Zum geplanten Rückzug von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte der scheidende CSU-Vorsitzende, die Personaldiskussion in der Schwesterpartei CDU laufe recht geordnet, sei jetzt aber eigentlich vollkommen überflüssig. Das bestätige seine These, dass ein angekündigter Rückzug mit mehr Gefahren als Chancen verbunden sei.
Sein Verhältnis zur CSU bezeichnete Seehofer, der der Partei zehn Jahre lang vorstand, als uneingeschränkte Liebe. Bestimmt werde dieses Verhältnis von der Verantwortung für die Gemeinschaft, er habe sich als "Schutzpatron" gefühlt. "Wie bei einem Familienoberhaupt."
Als er das Amt übernommen habe, sei die Partei am Boden gewesen und er "als Retter in der Not" aus Berlin geholt worden, so Seehofer. Man brauchte "eine Art politisches Helfersyndrom, um diese Herkulesaufgabe zu übernehmen".
Daneben sieht Seehofer dem Interview zufolge als seine größte politische Leistung an, die CSU "vor dem Irrweg des Neoliberalismus bewahrt" zu haben. "Ich bin dafür als Herz-Jesu-Sozialist verspottet worden, aber das macht mir nichts aus."