Polizei konnte 128 Kriminelle bei der Beerdigung eines Clan-Mitglieds zuordnen
Berlin (Rbb24) - Die Beerdigung des kriminellen Clan-Mitglieds Nidal R. im vergangenen Sommer in Berlin war auch ein Aufmarsch der organisierten Kriminalität und der arabischstämmigen Großfamilien. 128 Besucher der Beerdigung seien "direkt der organisierten Kriminalität (OK) zuzuordnen", antwortete die Senatsinnenverwaltung auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Tom Schreiber, die rbb|24 vorliegt.
Sie seien durch szenekundige Polizisten beim An- und Abstrom der Trauergäste "zweifelsfrei namentlich identifiziert" worden. 101 Männer wurden demnach zur Clankriminalität gezählt, 27 Männer zum Bereich der Rockerkriminalität. 18 Teilnehmer würden zudem der islamistischen Szene zugerechnet. Die "Bild"-Zeitung hatte zuerst berichtet.
Der Sarg von Nidal R. wird von der Trauergemeinde zu Grabe getragen.
Schon kurz nach der Beerdigung waren Bilder der Familienoberhäupter bekannter Clans erkannt und in Medien genannt worden. Insgesamt waren mehr als 1.500 Besucher und Trauergäste auf dem Neuen Zwölf-Apostel-Friedhof im Stadtteil Schöneberg erschienen.
Waffenkontrollen unter den Trauergästen und Verkehrskontrollen im direkten Umfeld der Trauerfeier wurden nicht durchgeführt, wie die Senatsinnenverwaltung erklärte. Von den Einsatzkräften wurde ein Verstoß gegen das Pflichtversicherungsgesetz registriert.
Die Polizei begleitete die Beerdigung mit einem Großaufgebot. Zwei Hundertschaften und andere Einheiten bewachten die Zufahrten, Zugänge und das Geschehen. 550 Arbeitsstunden fielen an dem Tag dafür an, wie nun in der Antwort ebenfalls mitgeteilt wurde, wobei die Einsatzstunden von Dienstkräften des Landeskriminalamts nicht erfasst wurden.
Schreiber fragte auch nach dem Frauenanteil bei der Veranstaltung. "Erst nach Verlassen der männlichen Trauergäste traten, wie nach muslimischen Bräuchen üblich, die weiblichen Gäste heran. Hier wurden 30 Frauen gemeldet", hieß es in der Antwort.
Der 36-jährige Nidal R. war am Sonntag zuvor tagsüber vor den Augen seiner Familie von mehreren Männern nahe dem Tempelhofer Feld erschossen worden. Die Trauerfeier selbst blieb ruhig: Es kam weder zu Ausschreitungen noch zu Bedrohungslagen. Die Täter sind bisher nicht gefasst worden.