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CDU verabschiedet Merkel mit Applaus...“Danke Chefin“

Freitag 07.Dezember.2018 - 06:39
Die Referenz
APA
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Hamburg/Berlin - Im Machtkampf um die Nachfolge von Kanzlerin Angela Merkel als deutscher CDU-Vorsitzende kommt es auf dem CDU-Parteitag in Hamburg zu einer Stichwahl. Im ersten Wahlgang bekam am Freitag keiner der drei prominenten Kandidaten, Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz und Gesundheitsminister Jens Spahn, die erforderliche absolute Mehrheit.

 

Kramp-Karrenbauer holte 450 Stimmen, Merz 392 und Spahn 157. In ihrer letzten Rede als CDU-Chefin hatte sich die deutsche Kanzlerin Angela Merkel am Freitag nach mehr als 18 Jahren vom Parteivorsitz verabschiedet. "Es war mir eine große Ehre, es war mir eine Freude", schloss Merkel ihre knapp 35-minütige Ansprache vor rund tausend Delegierten auf dem CDU-Parteitag in Hamburg. Merkel blickte auf ihre Amtszeit zurück und zeigte sich stellenweise selbstkritisch.

 

Merkel wurde nach ihrer Rede mit rund neunminütigem Applaus verabschiedet: Die Delegierten erhoben sich von ihren Plätzen, viele hielten Schilder mit der Aufschrift "Danke, Chefin" in die Höhe. Manche der CDU-Mitglieder waren angesichts des Abschieds Merkels zu Tränen gerührt. Merkel selbst wählte in ihrer Rede teilweise sehr persönliche Worte und war von dem langen Beifall sichtlich bewegt.

 

Das Motto auf ihrem ersten Parteitag als Vorsitzende habe schlicht "Zur Sache" gelautet, erinnerte die 64-Jährige vor den Delegierten. Das sei "typisch Merkel", einfach nur "knochentrocken" gewesen. Aber darum sei es damals gegangen, als die Partei nach der Spendenaffäre "am Boden" gelegen habe. Die scheidende Parteivorsitzende erinnerte an Meilensteine ihrer Amtszeit wie die Abschaffung der Wehrpflicht oder die innerparteilich umstrittene Entscheidung, im Jahr 2015 Hunderttausende Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen.

 

Entlang des Mottos des Parteitags in Hamburg "Zusammenführen. Und zusammen führen", beschrieb Merkel die Aufgaben, vor denen die CDU nun auch mit der Wahl des neuen Vorsitzenden stehe. Die Kanzlerin rief die CDU auf, für die Geschlossenheit der Gesellschaft zu kämpfen. Es gehe "in Zeiten wie diesen" mit der AfD als Partei rechts neben der Union und einer polarisierten Gesellschaft darum, "unser Land", Europa, Ältere und Jüngere, Ost und West, Stärkere und Schwächere, Einheimische und Migranten, zusammenzuführen, sagte die Kanzlerin.

 

Zugleich mahnte sie den Zusammenhalt der Unionsparteien an. "Wohin uns nicht endend wollender Streit führt, haben CDU und CSU in den letzten Jahren bitter erfahren", sagte Merkel. Aber CDU und CSU hätten auch erfahren, "wohin uns Einigkeit führt", fügte sie unter Verweis auf die 50 Jahre hinzu, in denen die Union bisher in der Bundesrepublik den Bundeskanzler gestellt habe.

 

Um die Nachfolge Merkels an der CDU-Spitze bewarben sich CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz sowie Gesundheitsminister Jens Spahn, der aber als Außenseiter galt. Wie schon in den letzten Tagen und Wochen ergriff die scheidende Vorsitzende für keinen der Kandidaten Partei, sie hob jedoch ausdrücklich den letzten Wahlsieg Kramp-Karrenbauers als saarländische Ministerpräsidentin hervor: "Ich sage nur Saarland, über 40 Prozent."

 

Die Partei habe es mit ihr nicht immer einfach gehabt, räumte Merkel ein. So habe sie nach dem Geschmack vieler Christdemokraten so manchen "deftigen, scharfen Angriff" auf den politischen Gegner von rechts oder links vermissen lassen. "Ich habe stattdessen das Florett gewählt oder es vorgezogen zu schweigen oder gar nicht erst über das Stöckchen zu springen, das man mir hinhielt", sagte Merkel - und erhielt dafür kräftigen Applaus.

 

Indirekt räumte Merkel aber auch ein, zu einer Spaltung des Landes beigetragen zu haben. Staatsdiener müssten alles in ihrer Macht Stehende für den inneren Frieden und den Zusammenhalt des Landes tun. Sie müssten sich daher immer wieder prüfen, was sie persönlich tun könnten. "Das Ergebnis meines Nachdenkens kennen sie", sagte die scheidende Parteivorsitzende.

 

Die scheidende CDU-Parteichefin Angela Merkel hat zum Abschied einen Taktstock des bekannten Dirigenten Kent Nagano geschenkt bekommen. Merkels Vize, der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier überreichte ihr auf dem Parteitag als offizielles Präsent den in einem Rahmen gefassten Stock, mit dem Nagano während des G-20-Gipfels in Hamburg im vergangenen Jahr in der Elbphilharmonie Beethovens Neunte Sinfonie für die Staats- und Regierungschefs dirigierte.

 

Die Aufgabe einer Parteivorsitzenden sei gut mit der Aufgabe eines Dirigenten zu vergleichen, meinte Bouffier zur Begründung der Auswahl. Es gelte ein vielschichtiges großes Orchester zu leiten, "Solisten" einzubinden und dabei eine Vorstellung zu organisieren, die "im besten Fall das Publikum begeistert".

 

Die scheidende CDU-Vorsitzende Angela Merkel hat ihre Partei zur Geschlossenheit nach der Wahl ihres Nachfolgers aufgerufen. Sie wünsche sich, dass die CDU aus dem Parteitag in Hamburg "gut gerüstet, motiviert und geschlossen" herausgehe, sagte Merkel zum Auftakt des Delegiertentreffens am Freitag. Sie sei zuversichtlich, dass dies gelinge. "Wir spüren alle, das ist ein ganz besonderer Parteitag."

 

CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer rief ihre Partei zu mehr Mut und Selbstbewusstsein auf. Die Partei dürfe nicht Schwarzmalern hinterherlaufen, sondern müsse mutig auch gegen den Zeitgeist Kurs halten, rief die frühere saarländische Ministerpräsidentin in ihrer Bewerbungsrede vor dem CDU-Parteitag in Hamburg . Kramp-Karrenbauers Rede wurde immer wieder von kräftigem Beifall unterbrochen.

 

Besonders großen Applaus erhielt die 56-Jährige, als sie vor dem Hintergrund der im Anschluss anstehenden Kampfabstimmung um den Parteivorsitz mit Blick auf Friedrich Merz und Jens Spahn sagte, keiner der drei Kandidaten "wird der Untergang für diese Partei sein". Für sie gebe es keine konservative, liberale oder wirtschaftsfreundliche CDU, sondern nur "die eine CDU", die für viele eine Art Familie sei.

 

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